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THOMAS MAUCH
Was die Welt nur immer mit diesem Berlin hat? Scheint jedenfalls recht beliebt zu sein, die Stadt, und das kann man in größeren Plattensammlungen auch nachlesen. Die Nennung von Berlin als Bestandteil von Albumtiteln scheint sich dabei mit der von anderen Städten wie New York oder London in etwa die Waage zu halten. Alltime-Klassiker in dieser „Berlin im Albumtitel“-Disziplin ist natürlich „Berlin“, das Depri-Werk von Lou Reed (an den am Freitag mit einer musikalischen Verneigung von Berliner Underground-Künstlern wie den Sultans Of Gedankenbrain oder Santrra Oxyd erinnert wird bei einer „Celebration of Sound, Words and Pictures“ im Badehaus, Revaler Str. 99, 21 Uhr), und relativ aktuell im Berlin-Regal dabei ist „Psycho Tropical Berlin“, das im vergangenen Jahr erschienene Debütalbum von La Femme (was die sich wohl so unter Berlin vorstellen?), über die der Guardian schrieb: „They’re chic, they’re from Paris. They’ve got hints of Ladytron and Stereolab. Can they really be the future of surf music?“ Und ja, sie können es sein, und das nicht nur, weil La Femme zeigen, dass Surf notfalls auch am Synthesizer gespielt werden darf, sondern weil Surf als unbedingte Gegenwartsmusik halt immer Zukunft hat, die hier in diesem chicen, auf Ladytron und Stereolab (und auch auf Devo, französischen Yéyé-Beat der Sechziger, Yello…) verweisenden Modell manchmal gar nicht mehr so nach Surf klingt, sondern wie ein ebenso chicer Neuentwurf der Nouvelle Vague (der musikalischen). La Femme spielen am Freitag im Bassy (Schönhauser Allee 176a, 22 Uhr, 8 €)
Am Samstag zwei Institutionen der deutschen Unterhaltungsmusik: Die Goldenen Zitronen haben mit „Who’s Bad“ gerade ein Album vorgelegt, das mit einem ziemlich tricky um allerlei Ecken herumgespielten und mit allerlei Seitenschritten ins Abseitige versehenem Kraut-Chanson-Rock doch irgendwie ziemlich direkt nach vorn argumentiert. Da muss man sich mal an die Platte halten, weil das samstägliche Konzert im Lido bereits ausverkauft ist. Aber da wären ja noch Scooter, erst seit 20 Jahren unterwegs und ein klein wenig erfolgreicher als die Zitronen mit etwas weniger an musikalischer Distinktion und Finesse. Aber auch bei denen knallt und bollert es, mit einem durch Kodierungen und Zitate mehrfach gesättigten four-on-the-floor-genagelten Kirmestechno-Wahnsinn, den man sich in der O2 World reintun kann (O2-Platz 1, 20 Uhr, ab 46 €).
Berlin findet sich übrigens weder bei Scooter noch den Zitronen bisher in deren Albumtiteln.
■ Mehr Musik:
Ela Orleans SEITE 3
Ich bin ein Berliner SEITE 9
The Anna Thompsons SEITE 14