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Archiv-Artikel

kati kriegt die superkrise Nirgendwo ist es so langweilig wie während der Spiele vorm Fernseher

Diese Weltmeisterschaft ist ein Eventzyklon. Es wird viel emotionaler Staub aufgewirbelt, es herrscht flächendeckende Faszination, dass es hier und heute so einen über alle und alles hinwegfegenden Masseneuphoriewirbel gibt, es werden Subphänomene entdeckt (deutsche Lebensfreude darüber, dass die Welt von irre vielen irre feierfreudigen Menschen bewohnt wird, Patriotismusmerchandising), die mediale Rahmenshow ist bunt, und es ist so schade, dass nur noch wenige Spiele kommen.

Stopp! Das Letzte stimmt nicht. Es ist ganz und gar nicht schade. Die Spiele dieser WM sind wie das Auge des Wirbelsturms. Sie sind das Zentrum allen Trubels, und in diesem Zentrum passiert – nichts. Nirgendwo ist es mit so großer Zuverlässigkeit so langweilig wie während der Spiele vorm Fernseher. Nicht immer (und frappierenderweise bislang nie, wenn Deutschland gespielt hat), aber oft. Mit Beginn der K.o.-Spiele ist es nicht besser geworden. Man denke an den Kracher Schweiz – Ukraine!! Könnte aber auch England, Brasilien usw. beschimpfen. Ein kleiner Lichtblick: Spanien – Frankreich. Was für ein Turnier?! Der vielerorts verschleppte Fußball ist aber offenbar kein größerer Störfaktor. Beim Karneval erwartet auch niemand, dass ihm ein Startenor glanzvoll „Nessun dorma“ interpretiert. Es soll einfach laut sein und viel los und viele andere Leute unterwegs. Bei dieser WM ist es eben egal, wenn überhitzte Schiedsrichter Partien verpfeifen, in denen unterkühlte Superstars lulligen Sommerfußball spielen. Hauptsache Party. Und keiner schläft. Außer er schläft vorm Fernseher ein. Dem Gebeutelten vorm Bildschirm bleibt nichts als der übliche Trost des maßlos Enttäuschten: Es kann doch nur noch besser werden (außer bei Deutschland). Und vielleicht hat auch ein Turnier seine 90 Minuten, dann blieben acht Minuten Hoffnung. Plus Nachspielzeit.