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Archiv-Artikel

Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Die Berlin Biennale scheint gelaufen. Niemanden interessiert mehr die wuchtige und gelddurchspülte Schau. Dagegen erfreut sich die Kreuzberg Biennale wachsender Beliebtheit. Was wohl daran liegt, dass das Netzwerk, das von Tjorg Douglas Beer und der Galerie im Regierungsviertel (forgotten bar project) ausgeht und aus dem sich die Schau mit Werken von mehr als 50 KünstlerInnen generiert, stark mit Kreuzberg verbunden ist. Die Menschen haben ein klares Bild von ihrem Umfeld, wenn auch kein Budget. Es sind meist feine, fast flüchtige Werke, weswegen man auch genau hinschauen und -hören muss. Etwa wenn man am Eingang zum Jenseits Gespräche von Julia Abstädter und Ulrich Wulff findet, die sie einst in dem legendären Café geführt haben. Oder Madeleine Boschans und Daniel Kannensberg scharfe Skulptur „Un Chien Adalbert“, die mit weit aufgerissenen Bulldoggenaugen einen Kiosk in der Adalbertstraße bewacht. Seit vielen Jahren in München verortet, aber eben doch Berliner durch und durch, setzt Olaf Metzel in der Auslage des Argument-Buchladens Slavoj Žižek ein Krönchen aus Zigarrenröhrchen auf, das verdächtig nach einem Bündel Dynamit ausschaut. Ingo Gerken macht den Passanten ein offenes Angebot: „take it or leave it“, und stellt dazu Tag für Tag Sperrmüll, oder besser: Recyclingmaterial, vor die Tür, während Raul Walsh einen Stromkasten am Abend zur Bar umfunktioniert und in einen Hinterhof führt, in dem eine Wasserfontäne zum Verweilen auf einer Baustelle einlädt. Schließlich wird die Substanz hier gerade für die neuen KreuzbergerInnen aufgehübscht. Ergänzt wird der Pacours, der zum Spaziergang einlädt, mit Performances und Gesprächen. Ob nun bei dem martialischen Vorhaben, ein Lamm in der Öffentlichkeit zu grillen, oder mit einem Vortrag im Buddelkasten.

■ Berlin Kreuzberg Biennale – Ayran & Yoga, bis 31. Juli, Infos: berlin-kreuzberg-biennale.org, Führungen: 0178-294 26 75