Gottschalk sagt : Versicherungen haben kein Vaterland
„Die Arbeiter haben kein Vaterland.“ (Marx/Engels, „Manifest der Kommunistischen Partei“, 1848).
„Es gibt in diesem Land Unternehmen, die sich als vaterlandslose Gesellen herausstellen.“ (Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 2006).
Die Beschimpfung „vaterlandslose Gesellen“ gehörte zu meiner Zeit in den Wortschatz krückstockschwingender Nazi-Opas. Manchmal wurde sie im Überschwang auch mal vom rechten Flügel der Jungen Union aus dem Mathe-Leistungskurs benutzt. Die so Beschimpften lächelten dann überheblich, waren etwas stolz, zogen ein Päckchen „Van Nelle“ aus der Wildlederjacke und „kurbelten“ sich schon mal eine für die kleine Pause. Der Lehrer wurde ohnehin aus Moskau bezahlt, unterwanderte in seiner reichlich bemessenen Freizeit die Friedensbewegung und fuhr einen Lada. Man war sich also weitgehend einig. Dann gab es da noch die Fraktion derer, die gar keinen Hang zur Meinung hatten, die Frauen, die, nach ihrem Berufswunsch gefragt, „Versicherungskaufmann“ zu antworten pflegten, denn dies sei ein sicherer Beruf.
Heutzutage trägt die Arbeiterklasse geschlossen schwarz-rot-gold, ein Gewerkschaftsboss beschimpft Unternehmen als vaterlandslose Gesellen und die Allianz-Versicherung kündigt Massenentlassungen an. Irrten Marx und Engels? Ist der DGB total doof? War Heike Schröders in der Diskussion mit Frau Martens hart erkämpfte Zwei plus in „Werte und Normen“ am Ende ohne jeden Sinn? Nein. Ja. Ja.
Punkt zwei und drei bedürfen keiner Erläuterung, außer vielleicht jener, dass Sommer, Freund des Vaterlandes, sich in bemerkenswert schlechtem Deutsch ausdrückt. Zu Punkt drei eine kleine Geschichte aus unserem Nachbarbundesland Hessen, wo ein Aushilfstankwart sein Arbeiterschicksal ganz ohne Hilfe des DGB in die Hand nahm, um anschließend ohne mit der Wimper zu zucken flugs dem Vaterland den Rücken zuzukehren.
DPA meldete: „Der 51-Jährige habe an der Tankstelle den Benzinpreis um vier Cent gesenkt, was zu großem Andrang und sprudelnden Einnahmen führte, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Noch während der Arbeit betrank sich der Mann, beschimpfte die Kundschaft und machte sich schließlich abends mit knapp 10.000 Euro auf den Heimweg. Die Ermittlungen ergaben, dass der Hartz-IV-Empfänger bereits früh am nächsten Morgen in Frankfurt in einen Charterflieger nach Mallorca eincheckte, wo er nun mit internationalem Haftbefehl gesucht werden soll. Von seiner Mutter hatte er sich mit den Worten verabschiedet, dass er ,einen saufen wolle‘.“ Geht doch!