Klinikchef von Bremen-Ost gefeuert

Nachdem die Grünen dubiose Beraterverträge und mehr entdeckt haben, suspendierte Staatsrat Knigge den Klinikchef

Der Staatsrat im Gesundheitsressort, Arnold Knigge, hat gestern Vormittag vor der Presse mitgeteilt, dass er den Chef des Klinikums Bremen-Ost, Andreas Lindner, von seinen Aufgaben suspendiert hat. Lindners Foto wurde noch im Laufe des Tages auf der Homepage des Klinikverbundes „Gesundheit Nord“ aus der Liste der Geschäftsführer gelöscht. Knigge reagierte damit offensichtlich auf eine am Vortag angekündigte Pressekonferenz der Grünen, die schwere Vorwürfe gegen Lindner erhoben.

In den Jahren 2005 und 2006 habe Lindner Beraterverträge in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro abgeschlossen, wie die Grünen bei einer Akteneinsicht im Krankenhaus feststellten. Verträge über den Beratungsgegenstand gebe es in den meisten Fällen nicht. Ergebnisse auch nicht. Lindner habe auf Befragen erklärt, es handele sich nicht um Beraterverträge „im klassischen Sinne“, sondern das Ziel sei es gewesen, „neue Geschäftsfelder“ zu generieren, berichtete Fraktionschefin Karoline Linnert.

Einer der Begünstigten von größeren Summen ist Hans-Leo Schumacher mit seiner Beraterfirma „S&P-Medienconsult“. Schumacher ist ein guter Bekannter und früherer Kollege von Lindner. Heute sitzt er in der Geschäftsführung der Siekertal-Klinik-Betriebs-GmbH. Beratungsthema war „Einweisungsmanagement“. Monat für Monat flossen im Herbst zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Mit der Siekertal-GmbH hat Lindner gleichzeitig eine „Geschäftsbesorgungsvereinbarung“ abgeschlossen, nach der diese dem Klinikum Ost 30 Betten für geriatrische Patienten für 63.000 Euro im Monat zur Verfügung stellt – auch das ohne Wissen des Aufsichtsrates. Die Siekertal-GmbH betreibt seit dem 1.1.2006 die Klinik Rastede .– „im Auftrag“ des Klinikums Ost, wie es in dem Geschäftsbesorgungsvertrag heißt. Das Klinikum Ost sollte „sämtliche neurologischen AHB-Patienten“ (Anschluss-Heil-Behandlung) der Klinik Rastede „zuweisen“. Die Patienten sollten, so der Vertrag, vom „Klinik-Shuttle“ Oeynhausen transportiert werden. Diese Firma läuft angeblich auf den Namen der Tochter des Siekertal-Chefs.

Auf Druck des Aufsichtsratsvorsitzenden Knigge hat Lindner die Aufhebung des Geschäftsbesorgungsvertrages erreicht – mit der Zusage, dass das „Klinikum Ost den Betrieb der Klinik Rastede zum 1.10.2006 eigenverantwortlich zu übernehmen“ habe, wenn die Zusammenarbeit nicht weiter gehe.

„Menschlich eine Sauerei“ findet es Linnert, dass ältere Menschen, die sich vertrauensvoll zum Klinikum Ost begeben, in eine offenbar billigere Klinik verschoben werden sollen. Rechtswidrig sei der Vorgang – und ohne Vertrag müssten die Kassen nicht zahlen. Die Grünen haben die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, nicht nur wegen der dubiosen Beraterverträge: Vor vier Wochen sind offenbar noch einmal 780.000 Euro an die Siekertal-GmbH überwiesen worden – unmittelbar nachdem die Grünen die Akteneinsicht beantragt hatten. Staatsrat Knigge erklärte gestern, sein Vertrauensverhältnis zu Lindner sei gestört: „Ich fühle mich getäuscht.“

Klaus Wolschner