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Archiv-Artikel

Der deutsche Weg bis ins Halbfinale

Deutschland – Costa Rica 4:2

9. Juni, 18 Uhr, Eröffnungsspiel in München: Ein Land schreit sich in Stimmung. Kapitän Michael Ballack ist nicht dabei. Er darf im Münchner WM-Stadion nicht spielen, obwohl er spielen will. Die Auseinandersetzung um die Wade der Nation aber hat der Bundestrainer gewonnen. Ballack sei nicht fit genug, hatte Jürgen Klinsmann diagnostiziert. Der Kapitän fügt sich. Das Spiel endet 4:2. Löcher in der Abwehr und tapsige Abseitsfallen lassen Zweifel an der Turniertauglichkeit der Defensive aufkommen. Fortan soll die Viererkette weniger Risiko eingehen. Klinsmanns Kommentar: „Ich habe heute sehr viel Positives gesehen.“

Deutschland – Polen 1:0

14. Juni, 21 Uhr, Schlüsselspiel in Dortmund: Ein Land spielt verrückt. Kapitän Michael Ballack ist dabei. Die Wade hält. Ein spätes Tor lässt alle Dämme brechen. Klinsmann rennt nach dem 1:0-Sieg aufs Feld, als hätte sein Team bereits den WM-Titel gewonnen. Nach dem Sieg wird Klinsmann ob seiner Einwechslungen gefeiert: Er hatte die deutsche Sprinterhoffnung David Odonkor gebracht – und Oliver Neuville, der in der Nachspielzeit traf. Klinsmanns Kommentar: „Wir wachsen zusammen. Es ist alles möglich.“

Deutschland – Ecuador 3:0

20. Juni, 16 Uhr, Freundschaftsspiel in Berlin: Ein Land nimmt den 3:0-Sieg recht routiniert zur Kenntnis. Im Olympiastadion wird Sommerfußball in Perfektion gespielt. Die Ecuadorianer, auch schon fürs Achtelfinale qualifiziert, tun nicht mehr als nötig, d.h. sehr, sehr wenig. Klinsmann schont seine erste Elf nicht, sondern belastet die Schlüsselspieler bei hohen Temperaturen auf dem Feld, auch Michael Ballack. Miroslav Klose schießt sich frei und darf sich anschließend als bester Stürmer des Turniers feiern lassen. Klinsmanns Kommentar: „Die Mannschaft wird immer hungriger.“

Deutschland – Schweden 2:0

24. Juni, 17 Uhr, leichtes Spiel in München: Ein Land glaubt an den Titel. Michael Ballack schießt im Achtelfinale aus allen Lagen, insgesamt gibt er 22 Schüsse aufs schwedische Tor ab. Lukas Podolski trifft zweimal. Die Schweden sind schon in der ersten Halbzeit geschlagen, zumal einer von ihnen vom Platz fliegt. Alles läuft nach Plan. Die Formel Fitness + Selbstbewusstsein + Heimbonus = WM-Titel scheint aufzugehen. Klinsmanns Kommentar: „Es macht wahnsinnig Spaß mit dieser Mannschaft.“

Deutschland – Argentinien

30. Juni, 17 Uhr, Pokerspiel in Berlin: Ein Land bangt. Und es darf 120 Minuten weiter bangen. Diese 120 Minuten zeigen, diese Mannschaft kann auf höchstem Niveau mithalten. So gesehen hat Klinsmann seine Mission erfüllt. Das nächste Kapitel wird im Halbfinale geschrieben. MARKUS VÖLKER