Buenas noches, Argentina!

Deutschland besiegt Argentinien und steht im Halbfinale – dank eines famosen Torhüters Lehmann im Elfmeterschießen

aus BERLIN MARKUS VÖLKER

Deutschland hat das Halbfinale der Fußball-WM erreicht. Die Nationalmannschaft gewann das Viertelfinale gegen Argentinien gestern Abend in Berlin mit 5:3 nach Elfmeterschießen. Torwart Jens Lehmann hielt dabei zwei Elfmeter der Südamerikaner.

Während Trainer Jürgen Klinsmann auf die Mannschaft vertraute, die im Achtelfinale Schweden mit 2:0 besiegte, wartete Argentiniens Trainer José Pekerman mit einer Überraschung auf: Er berief den 22-jährigen Stürmer Carlos Tevez von Corinthians Sao Paulo an die Stelle von Javier Saviola – und links neben Hernán Crespo. Und schnell deutete sich an, wie die Argentinier zum Erfolg kommen wollten: Sie machten die rechte Defensivseite mit Arne Friedrich als den kleinen Schwachpunk aus, der das Spiel entscheiden könnte.

Obgleich: Die Deutschen standen sicher und tief in der Defensive – und zwangen dem One-Touch-Fußball der Argentinier so manchen Berührungsfehler ab. Was nicht dazu führte, dass die Deutschen davon profitierten. Sie kamen selbst nur schwer in die Spielentfaltung. Nicht ohne Grund sprach Pekerman von „großem Respekt“ vor der DFB-Auswahl. Deshalb ging es ihm zunächst um Ballbesitz, Tempo verschleppen, lange Ballzirkulation – und den finalen Passes warten.

Und doch kamen die Deutschen zu Chancen: Der bisher noch torlose Kapitän Michael Ballack setzte, nach einer Flanke von Bernd Schneider, seinen Kopfball knapp vorbei (16.). Das war‘s auch an Chancen in einer Halbzeit, die geprägt war von: Bloß keinen Fehler machen! „Wir stehen defensiv gut“, sagte Klinsmanns Assistent Joachim Löw in der Halbzeitpause, „nur müssen wir mutiger nach vorne spielen“.

Das mussten sie auch gezwungenermaßen – und zwar gleich nach der Pause: Eine Ecke von Juan Riquelme wuchtete Abwehrchef Roberto Ayala vom FC Valencia unhaltbar für Torhüter Jens Lehmann zur 1:0-Führung der Argentinier ins Tor (49. Minute). Es war der erste Rückstand für das deutsche Team in diesem WM-Turnier, durch den ersten Gegentreffer nach einer Standardsituation. „Wir haben eine Strategie für diese Situation“, sagte Klinsmann noch vor dem Spiel. Jetzt hatten sie diese Situation. Aber hatten sie die Strategie? Ja. Ballack füllte seine Rolle fortan offensiver aus. Nur: Die bisher so frisch-fröhlich-freien Stürmer Lukas Podolski und vor allem Miroslav Klose blieben zunächst den Beweis schuldig, gegen einen Gegner wie Argentinien bestehen zu können. Klinsmann reagierte, brachte mit David Odonkor für Schneider die offensivere Variante auf der rechten Seite. Sie arbeiteten für den Ausgleich: Ballack hatte eine große Chance nach einem Eckball von Sebastian Schweinsteiger, den Torhüter Roberto Abbondanzieri unterlaufen hatte, doch er traf den Ball nicht richtig, dafür aber einen Abwehrspieler (64.). Bei dieser Aktion prallte Abbondanzieri mit Klose zusammen und musste fünf Minuten später gegen Ersatztorhüter Leonardo Franco ausgewechselt werden. Argentinien war nur noch auf Halten des Ergebnisse aus – Pekerman wechselte sogar seinen Star Riquelme aus. Das rächte sich, denn dann kam Klose doch noch: Eine Flanke des zuvor eingewechselten Tim Borowski verwertete er per Kopf zum 1:1-Ausgleich (80.). Sein fünter Treffer in diesem Turnier brachte sein Team in die Verlängerung.

Es waren 30 Minuten auf schmalem Grat: Die Argentinier wollten die Deutschen locken – in einen Konter. Die Deutschen wollten diese Gefahr umgehen. Zumal sich Ballack mit einer lädierten Wade über den Platz schleppte. Und Argentinien wurde überlegener, aber ohne Abschluss.

Elfmeterschießen. Lehmann oder Ersatztorhüter Franco – wer wird der Held von Berlin? Es wurde Lehmann, der die Elfmeter von Ayala und Esteban Cambiasso hielt. Für die Deutschen trafen Oliver Neuville, Ballack, Lukas Podolski und Tim Borowski. Für die Argentinier waren nur Julio Cruz und Maxi Rodriguez erfolgreich.