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Archiv-Artikel

Deutscher startet in Raumfähre

US-Raumfahrt-Agentur rechnet wieder mit Abplatzen von Schaumstoff. 2003 hatte das den Absturz verursacht. Nasa-Chef Griffin: „Bestimmte Risiken akzeptieren“

BERLIN taz ■ Drei Jahre nach dem Absturz der Raumfähre „Columbia“ und ein Jahr nach dem Pannenflug der „Discovery“ will die US-Raumfahrtagentur Nasa es heute noch einmal mit dem Flug eines Space Shuttle versuchen: Um 15.49 Uhr Ortszeit (21.49 Uhr MESZ) soll die Discovery vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida zu einem zwölftägigen Flug ins All starten und dabei an die Internationale Raumstation andocken. Mit an Bord: der deutsche Astronaut Thomas Reiter, der erste europäische Astronaut, der zu einem Langzeitaufenthalt auf der ISS bleiben wird.

Für den 121. Flug einer Raumfähre wurden die umfangreichsten und mit 1,2 Milliarden Dollar teuersten Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die es je vor einem Shuttle-Flug gab. Dennoch ist der Discovery-Flug selbst innerhalb der Nasa höchst umstritten: Einige Manager und Ingenieure, darunter der Nasa-Chefingenieur Chris Scolese, hatten versucht ihn zu verhindern. Am Ende sprach jedoch der Nasa-Chef Michael Griffin ein Machtwort: „In der Raumfahrt müssen wir bestimmte Risiken akzeptieren.“ Das größte unter den Risiken ist die Schaumstoffisolierung am Außentank der Raumfähre. Im Januar 2003 hatte ein beim Start abgeplatztes Stück Schaumstoff den Hitzeschild der Columbia beschädigt. Diese war daraufhin zwei Wochen später beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht, ihre sieben Astronauten kamen ums Leben. Auch beim Flug der Discovery 2005 hatten sich Schaumstoffteile vom Außentank gelöst und die empfindlichen Hitzeschutzkacheln an der Unterseite der Raumfähre nur durch Glück und Zufall nicht beschädigt. Auch diesmal erwarten Nasa-Sicherheitsexperten, dass sich beim Start Schaumstoff vom Außentank löst. „Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass sie klein genug sind, damit sie keinen Schaden anrichten können“, so der für den Tanks zuständige Nasa-Manager John Chapman.

Um das Risiko zu minimieren, wurden 17 Kilo Schaumstoff an bestimmten Stellen des Außentanks entfernt. Die Besatzung wird am ersten Tag nach dem Start eingehende Inspektionen der Raumfähre vornehmen.

Viele Nasa-Sicherheitsexperten hätten es lieber gesehen, alle Shuttle-Flüge aufzuschieben, bis der Außentank so umgebaut ist, dass die Raumfähre beim Start nicht mehr beschädigt werden kann. Die Nasa steht jedoch in zweifacher Hinsicht unter Druck: Zum einen muss die Internationale Raumstation fertig gebaut werden. Dazu sind bis 2010 noch 16 weitere Shuttle-Flüge notwendig.

Zum anderen will die Nasa die bemannte Raumfahrt nicht allein Russland und China überlassen. KENO VERSECK