Little Space Park im Hollerland

Greift Carlo Petri nach den Sternen? In Lilienthal soll ein planetarisches Science Center entstehen. Bis zu dessen Realisierung bietet der „Astro-Walk“ Einblicke in Bremens himmlische Historie

von Henning Bleyl

In zwei Jahren soll es so weit sein: In Lilienthal eröffnet das „Telescopium“, ein astronomisches Science Center auf 5.400 Quadratmeter Fläche inklusive Planetenlehrpfad. Derzeit erarbeitet „Universum“-Betreiber Carlo Petri eine Machbarkeitsstudie. Sie soll klären, ob mit der geplanten 3,6 Millionen Euro-Investition genügend Attraktionen entstehen, um 60.000 BesucherInnen pro Jahr anzulocken.

Immerhin kann Lilienthal auf einer örtlichen Astronomiegeschichte von europäischer Dimension aufbauen. Geplant ist unter anderem die Rekonstruktion von drei historischen Observatorien, mit denen der autodidaktisch arbeitende Amtmann Johann Hieronymus Schroeter seit 1785 die Fachwelt verblüffte. Und da Touristen meist tagsüber kommen, soll ein zusätzliches Sonnenteleskop für aktuelle Ausblicke sorgen.

Schroeter gilt als Begründer der modernen Selenotopografie, der wissenschaftlichen Erforschung der Mondoberfläche. Im stillen Liliental, nur vom Stochern der schon nachts aufbrechenden Torfkähne gestört, saß er vor seinen selbst gebauten Fernrohren, darunter das mit einer Brennweite von acht Metern damals größte des Kontinents.

Kein Zufall also, dass 1800 24 Astronomen aus neun europäischen Ländern in Lilienthal ihre erste Societät gründeten: Als „Himmelspolizey“ wollte man eine „systematische Durchmusterung“ des Weltalls in Angriff nehmen. Schon kurze Zeit später entdeckten sie etliche Planetoiden, bahnbrechende Bahnberechnungen folgten.

200 Jahre später ist der Erfolg noch ungewiss. Als „Kulturhauptstadt“-Projekt glaubten sich die Lilienthaler schon einmal kurz vor dem Ziel. Jetzt setzt man offenbar auf Petri, dessen Engagement offiziell allerdings nicht bestätigt wird. Wer also nicht allzu lange auf planetarische Einblicke warten möchte, kann sich schon mal auf dem „Astro-Walk“ warmlaufen. Etwa einmal im Monat organisiert Lieselotte Pézsa, die auch auch im „Telescopium“-Team engagiert ist, diese astronomisch orientierten Stadtrundgänge. Schließlich gelte: „Man muss das Interesse der Leute ja erst mal wecken.“