Thierry Omeyer : Titan „Titi“ an der Förde
Hin und wieder liegt auch Uwe Schwenker, der gewiefte Manager des deutschen Handball-Meisters THW Kiel, in seinen Vermutungen daneben. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass man während der Fußball-WM so einen Transfer ganz ruhig über die Bühne bringen kann, aber es interessieren sich ja doch noch viele für den Handball“, sagte Schwenker. Sein Telefon habe nicht mehr stillgestanden, nachdem die Nachrichtenagenturen vermeldet hatten, wessen Dienste sich der THW für die nächsten vier Jahre gesichert hat. Der französische Weltklasse-Torhüter Thierry Omeyer wird in der neuen Saison das Tor der „Zebras“ hüten.
Gemeinsam mit den arrivierten Kräften Mattias Andersson und Henning Fritz bildet Omeyer ein Torhüter-Trio, das im Vereinshandball seinesgleichen sucht. Omeyer dürfte nach dem jetzigen Stand der Dinge die neue Nummer eins werden. Der verletzungsanfällige Andersson, den im vergangenen Jahr zwei Bandscheibenvorfälle plagten, wäre die erste Alternative, Deutschlands Nationalkeeper Fritz nach einer enttäuschenden Saison nur noch dritte Wahl. Omeyer spielt seit Jahren auf höchstem Niveau. Anfang dieses Jahres wurde der 29 Jahre alte gebürtige Elsässer mit der französischen Nationalmannschaft in der Schweiz Europameister. Nebenbei wurde Omeyer, der in Frankreich zum ehrenvollen Spitznamen „die Wand“ kam, zum besten Torhüter des Turniers gewählt. 2001 hatte er mit „Les Bleus“ bereits den Gewinn der Weltmeisterschaft gefeiert.
Auch auf Vereinsebene pflastern Trophäen den Weg des Mülhauseners, der die deutsche Sprache sicher beherrscht. Mit HB Montpellier wurde er viermal französischer Meister und genauso oft Pokalsieger. 2003 gelang ihm jener Triumph, von dem sie in Kiel träumen: der Gewinn der Champions League.
Eine sechsstellige, nicht näher definierte Ablösesumme zahlt der THW an HB Montpellier für Omeyer. „Wir mussten professionell handeln und haben uns dafür entschieden, den Besten zu holen, der zu kriegen war“, sagte Schwenker. An Omeyer, der als Sechsjähriger mit dem Handball begann und mittlerweile über die Erfahrung aus 152 Länderspielen verfügt, zeigte auch der FC Barcelona Interesse. Omeyer entschied sich jedoch für Kiel. Nach Dominik Klein (TV Großwallstadt) und Lars Krogh Jeppesen (FC Barcelona) ist er der dritte hochkarätige Neuzugang. „Titi“, wie der Familienvater Omeyer auch genannt wird, fiebert dem ersten Einsatz für seinen neuen Klub entgegen: „Dieser Verein und diese Zuschauer – das ist eine ganz andere Welt. Immer vor mehr als 10.000 Zuschauern spielen zu dürfen, ist für einen Handballer einfach der Wahnsinn.“ Christian Görtzen