Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Dienstag werden wieder Zeugnisse verbrannt! Vor dem Roten Rathaus protestieren SchülerInnen „gegen Noten und Zeugnisse“ und kämpfen für ein selbstbestimmtes Lernen. Der Konkurrenzdruck soll aus der Schule genommen werden, aus den Unis verbannt, und, wenn’s klappt, auch aus dem Leben. Das ist natürlich eine Utopie, gut und richtig finden wir’s trotzdem. Lustig allerdings ist folgende Anmerkung im Aufruf: „Bringt Kopien von euren Zeugnissen mit!“ Andererseits: Wer Dokumente verbrennt, und sei es nur die ihn betreffenden, macht sich wahrscheinlich schon strafbar.
Später dann geht es in den JD/JL-Laden, in dem der Protest gewissermaßen theoretisch nachgearbeitet werden soll. „Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen? Warum das dreigliedrige Schulsystem ungerecht ist und trotzdem nicht abgeschafft wird“, lautet der Titel der Veranstaltung und das Thema ist ja – wie man an der Journalistenschule sagt – angesichts der Debatten um die Rütli-Schule und andere Hauptschulen (und SchülerInnen) auch sehr „aktuell“. Es lohnt sich also.
Am Donnerstag wird im Blauen Salon des Mehringhofs über die Bauernvertreibung in Kolumbien referiert, Cecilia Naranjo wird für kolko e. V., einen Verein für Menschenrechte für Kolumbien, sprechen.
Am Freitag wird in der Anna-Seghers-Bibliothek über das beinahe vergessene Zwangslager für Sinti und Roma in Marzahn gesprochen, vor allem aber wird die extra zur Geschichte dieses Lagers zusammengestellte Ausstellung, vom antifaschistischen Bündnis „Kein Vergessen“, gezeigt. Mit der Ausstellung wird nicht nur auf die heutigen „Versäumnisse“ (wie man so beschönigend sagt), sondern auch darauf hingewiesen, dass es auch in der ehemaligen DDR blinde Flecken in der Geschichtsaufarbeitung gab.