: Andauerndes Schulterzucken
Voll des Lobes für Frankreich und dennoch ratlos verabschieden sich die Brasilianer
FRANKFURT taz ■ Ronaldo spielte nicht gut am Samstagabend. Er stand viel, und wenn er lief, konnte er keinem seiner Gegenspieler enteilen. Und dennoch war er der beste Offensivspieler Brasiliens bei der 0:1-Niederlage gegen Frankreich. Einer der drei Schüsse der Brasilianer, die während des gesamtem Spiels auf das Tor der Franzosen flogen, wurde von ihm abgefeuert. Eine Parade von Fabien Barthez verhinderte den Ausgleich in der letzten Spielminute. Er hat getan, was er konnte. Viel war es nicht an diesem Abend.
Am Ende war Ronaldo voll des Lobs für den Gegner. „Sie haben großartigen Fußball gespielt, sie waren besser als wir“, sagte er und wirkte ratlos während des Spießrutenlaufens nach dem Spiel, bei dem sich die meisten seiner Teamkollegen wortlos an den Mikrofonen der heimischen Radioreporter vorbeischlichen.
Und Ronaldinho? Der zeigte erst, als die Brasilianer in den letzten zehn Minuten des Spiels noch einmal einen Sturmlauf starteten, warum er als weltbester Fußballer gilt. Zehn kurze Minuten lang war er wieder der geschmeidige Ballstreichler, den er beim FC Barcelona regelmäßig gibt. Zuvor wirkte er in einer Mannschaft, die von Trainer Carlos Alberto Parreira reichlich defensiv eingestellt war, als hängende Spitze neben Ronaldo wie eine Fehlbesetzung. Ronaldinho konnte sich so gut wie nie durchsetzen gegen die Innenverteidigung der Franzosen. Wich er nach links aus, fand er in Willy Sagnol seinen Meister. Der Weltfußballer wirkte träge. Er passte sich dem Niveau einer Mannschaft an, die nicht in der Lage war, den Franzosen Paroli zu bieten. Hilflos wirkte er auf dem Platz. Ratlos nach dem Spiel. Mit hängendem Kopf und einem andauernden Schulterzucken verließ er den Platz.
Der Coach Parreia konnte auch nicht viel sagen. „Wir sind auf diese Situation nicht vorbereitet“, entschuldigte er seine Ratlosigkeit. „Technisch haben wir ein sehr gutes Team, ein sehr erfahrenes, aber wenn man nicht gewinnt, fehlt irgendetwas.“ Was, das konnte er nicht sagen. Nur eines, das weiß er sicher: dass es Diskussionen um seine Arbeit als Nationaltrainer geben wird. „In Brasilien ist immer der Trainer schuld, wenn die Nationalmannschaft verliert.“
ANDREAS RÜTTENAUER