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Archiv-Artikel

Alle Vermittlungsversuche blieben erfolglos

Das Ultimatum der Entführer des israelischen Soldaten Gilad Shalit läuft ab – beide Seiten sind unter Druck

Die Armee erklärt: Nur „Terroristen mit Blut an den Händen“ werden nicht freigegeben

JERUSALEM taz ■ Heute um 6.00 Uhr früh läuft das Ultimatum der Entführer des israelischen Gefreiten Gilad Shalit ab. Die Geiselnehmer fordern die Entlassung von mindestens 500 palästinensischen Häftlingen. Sollte Israel nicht auf die Forderung eingehen, „betrachten wir diesen Fall als abgeschlossen“, so heißt es in dem „Militärischen Kommuniqué 3“, das von Aktivisten der Hamas und zwei anderen Widerstandsgruppen veröffentlicht wurde.

Die Regierung in Jerusalem lehnt es ab, auf das Ultimatum einzugehen. Man lasse sich nicht erpressen, verlautete gestern aus dem Büro von Premierminister Ehud Olmert. Die Drohung der Geiselnehmer blieb allgemein. Israel werde „die volle Verantwortung für künftige Konsequenzen tragen“, hieß es lediglich. Ein Sprecher der Hamas-Regierung nannte das Ultimatum eine „Botschaft an Israel, dass die militärische Eskalation“ nicht erfolgreich sein werde.

Je länger sich die Geiselaffäre hinzieht, desto stärker geraten beide Seiten unter Druck. Vermittlungsversuche Ägyptens blieben bislang ohne Ergebnis. Israel ist auf der Suche nach dem entführten Soldaten, vier Tage nach der Invasion in den Gaza-Streifen, noch keinen Schritt weitergekommen. Die Bombardierungen tragen so wenig Früchte wie die Verhaftungen von führenden Hamas-Politikern. Umgekehrt zeigt das jüngste Ultimatum, dass auch die Entführer auf ein leichteres Spiel mit Israel gehofft hatten. Sollte es ihnen nicht gelingen, für Shalit palästinensische Häftlinge freizupressen, würden sie vor der eigenen Bevölkerung als Verlierer dastehen. Dazu kommt, dass die Ermordung der Geisel die Hamas-Regierung international wieder komplett ins Abseits brächte.

In den Reihen der Militärs beginnt nun offenbar ein Umdenken. Die Armee erklärte, dass nur „Terroristen, mit Blut an den Händen“ nicht freigegeben werden. Über Häftlinge, die allein aufgrund ihrer Mitgliedschaft in einer Terrororganisation hinter Gittern sitzen, wie die 65 in den vergangenen Tagen verhafteten Hamas-Politiker, könnte man hingegen reden. Berichten der liberalen Tageszeitung Ha’aretz zufolge arbeiten Verteidigungsminister Amir Peretz und Stabschef Dan Chalutz an einem Angebot an die Entführer. SUSANNE KNAUL