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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Bei Alba stimmt die Quote

BASKETBALL Das Berliner Team kauft früh neue Spieler, vor allem Deutsche

Es ist heiß, aber Berlins beste Basketballer kriegen Verstärkung: Marko Marinovic, Derrick Allen, Yassin Idbihi, Sven Schultze und Patrick Femerling werden ab der nächsten Saison das Alba-Trikot tragen. Keine Frage, bei den Berlinern dreht sich derzeit das Personalkarussell. Nach der titellosen vergangenen Saison bestand ja auch Handlungsbedarf. Geschäftsführer Marco Baldi hatte schon früh erklärt, weiter am umstrittenen Coach Luka Pavicevic festhalten zu wollen. Für Veränderungen blieb also nur noch der Kader. In dieser frühen Planungsphase sind fünf neue Spieler schon recht überraschend. Schließlich beginnt erst im Oktober die Bundesligasaison.

Bei genauerer Betrachtung gibt es aber gute Gründe für diese Einkäufe. Unter den fünf befinden sich nämlich mit Idbihi, Schulze und Femerling drei Akteure mit deutschem Pass. Kein Zufall, denn ab der kommenden Saison gilt eine Quote für deutsche Spieler. Von zwölf Akteuren im Kader müssen mindestens fünf Deutsche sein. Das hat Alba jetzt geschafft. Man wollte wohl schnell reagieren und sich die besten heimischen Spieler sichern. „So viele gibt es ja nicht, zudem sind die jetzt auch massiv teurer geworden“, sagt Geschäftsführer Baldi.

Praktischerweise bieten die drei auch gleich die Gelegenheit, mit einer alten Mär aufzuräumen. Zuletzt hieß es immer, Trainer Luka Pavicevic halte wenig von deutschen Spielern. „Da wurde auch immer viel polemisiert“, sagt Baldi. Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass deutsche Talente bei Alba meist mehr auf der Bank als auf dem Parkett zu finden waren. Das wird sich zukünftig ändern: Neben den drei Neuen gibt es mit Steffen Hamann, Lucca Staiger und Andreas Seiferth noch weitere heimische Akteure. Pavicevic wird dann also gar nicht mehr um sie herumkommen. Ein negatives Image könnte damit beseitigt werden. Denn trotz allen Geredes: für die deutschen Spieler ist Alba immer noch die Topadresse im Land. Nun hofft man darauf, dass deren Identifikation mit dem Verein besonders groß ist.

Gerade im vergangenen Jahr hat Alba in dieser Hinsicht mit der Verpflichtung von Kenan Bajramovic und Jurica Golemac völlig daneben gelegen. Für beide war Alba nur eine Zwischenstation. Und so traten sie auch auf.

Alba hat die deutsche Quote immer befürwortet und hofft, davon zu profitieren. Denn auch die Konkurrenz muss diese ja erfüllen. Bei den Topteams der Liga standen immer acht bis neun Amerikaner im Kader. „Das machte sie ja so stark. In den USA gibt es Millionen von guten Spielern, die relativ günstig zu haben sind“, sagt Baldi. Jetzt müssen auch die Gegner deutsche Spieler einbinden.

Aber obwohl schon fünf Neue feststehen, ist der Kader noch nicht komplett. Der neue Teammanager Mithat Demirel ist gerade in den USA unterwegs, und Marco Baldi hofft, dass sich die finanziellen Probleme in den Topligen Griechenlands und Spaniens auf dem Spielermarkt bemerkbar machen. Denn auch Alba muss den Gürtel enger schnallen. Center Adam Chubb hätte man gerne gehalten – doch der kostet zuviel. „Es ist nicht dramatisch, aber wir haben letzte Saison unsere Ziele verfehlt, das wirkt sich auch finanziell aus“, sagt Baldi.

Vielleicht spielt ja eine mögliche Qualifikation zur Euro League neues Geld in die Kassen. Seit Freitag steht mit dem französischen Vertreter Chorale Roanne der erste Gegner fest. Diesmal müssten statt zwei sogar drei Runden überstanden werden. Es wird also noch schwieriger als letztes Jahr. Da scheiterte Alba schon vor dem ersten Bundesligaspiel und verpasste damit früh das erste Saisonziel. Zudem ist wegen der Weltmeisterschaft im Sommer eine ordentliche Vorbereitung gar nicht möglich. Deshalb will man sich bei Alba auch keinen Druck machen. „Der kommt nur von außen“, meint Baldi. Nur ein Meistertitel kann künftig Abhilfe schaffen. Dann müsste man nicht mehr in die Qualifikation. NICOLAS SOWA