Die sonnengetriebene Dampfturbine

Bei Aachen entsteht Deutschlands erstes solarthermisches Kraftwerk. Die Anlage – Spitzenleistung 1,5 Megawatt – soll 2008 in Betrieb gehen. Allerdings ist sie mit geplanten 21,7 Millionen Euro dreimal so teuer wie vergleichbare Photovoltaik-Anlagen

Ein Meilenstein der Markteinführung solarthermischer Kraftwerke

AUS FREIBURG BERNWARD JANZING

In Jülich entsteht das erste solarthermische Kraftwerk Deutschlands. Anders als Photovoltaikanlagen, die Sonnenlicht mittels Halbleitern direkt in Strom umwandeln, nutzt ein solarthermisches Kraftwerk die Wärme der Sonne, um mit dieser eine Dampfturbine anzutreiben.

In den kommenden zwei Jahren wird nun in Jülich ein rund 20.000 Quadratmeter großes Spiegelfeld entstehen, vergleichbar der Größe von drei Fußballfeldern. Diese Spiegel – so genannte Heliostate – sind drehbar angeordnet, werden nach dem Gang der Sonne ausgerichtet. So bündeln sie die Sonnenstrahlen stets in einem Brennpunkt, der sich an der Spitze eines 50 Meter hohen Turmes befindet. Dort lassen sich Temperaturen bis 1.000 Grad erzielen – genug, um mittels Wasserdampf eine Turbine anzutreiben. Diese wiederum treibt einen Generator, der Strom zur Einspeisung ins Netz erzeugt. Da solarthermische Kraftwerke im Unterschied zur Photovoltaik jedoch nur die direkte, nicht aber die diffuse Sonneneinstrahlung nutzen, eignen sie sich in erster Linie für den Einsatz in sonnenreichen Ländern. Entsprechend sind solche Kraftwerke vor allem in Spanien und den USA in Planung oder bereits in Bau. In Jülich sollen 21,7 Millionen Euro investiert werden. Damit ist das geplante Demonstrationskraftwerk dreimal teurer als eine Photovoltaikanlage gleicher Leistung. Konzipiert wurde das Kraftwerk von den Stadtwerken Jülich zusammen mit dem Solar-Institut Jülich der FH Aachen, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln und der Firma Kraftanlagen München. Betreiber werden die Stadtwerke Jülich sein.

Finanziert wird das Solarkraftwerk mit öffentlichen Zuschüssen in Höhe von 10,6 Millionen Euro, wobei das NRW-Wirtschaftsministerium mit 4,6 Millionen Euro und das Bundesumweltministerium (BMU) mit 3,7 Millionen Euro die größten Geldgeber sind. Das BMU hat die Entwicklung solarthermischer Kraftwerke in den vergangenen fünf Jahren bereits mit 30 Millionen Euro gefördert – vor allem Projekte in Spanien, an denen auch das DLR beteiligt ist.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sprach zum gestrigen Baubeginn von einem „Meilenstein“ auf dem Weg zur weltweiten Markteinführung solarthermischer Kraftwerke. Dieses Projekt schließe die Lücke zwischen der Entwicklung und der kommerziellen Anwendung. Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben sagte, das Projekt biete „die Chance, die technologische Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens zur Nutzung erneuerbarer Energien weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen“.

Das Kraftwerk – Spitzenleistung von 1,5 Megawatt – soll im Jahr 2008 in Betrieb gehen. Schwankungen der Sonneneinstrahlung sollen mittels eines Wärmespeichers ausgeglichen werden. Als denkbar gelten für die Zukunft entsprechende Solar-Biomasse-Kraftwerke, die bei fehlender Sonneneinstrahlung mit Bioenergie heizen.

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