: Unbedingt abwehrbereit
Bayerisches Digital-Jugendradio droht am Widerstand der Bundeswehr zu scheitern
Im Streit um die Zukunft des Formats „Zündfunk“ des Bayerischen Rundfunks (BR) mischt inzwischen auch die Bundeswehr mit. Wir erinnern uns: Das legendäre Poppolitik-Programmfenster „Zündfunk“ soll möglicherweise durch eine komplette „Junge Welle“, also ein bisher im BR fehlendes 24-stündiges Jugendradio, ersetzt werden.
Manche Hörer tragen Sorge, dass mit der Umstellung kritische Journalistenstimmen zum Schweigen gebracht werden könnten. Relevanter ist jedoch der Streit um den Verbreitungsweg. Denn die potenzielle Jugendwelle soll nach BR-Überlegungen im digitalen Radio-Standard DAB ausgestrahlt werden. Damit könnten auch die Privatradios leben. Doch außerhalb Bayerns wird DAB als „dead and buried“ verspottet und gilt als teure technische Fehlentwicklung.
Und jetzt tun sich auch noch ganz andere Probleme auf: DAB-Radiostationen – ob privat oder öffentlich-rechtlich – senden auf VHF-Kanal 12, die Bundeswehr nutzt Kanal 13. Weil das Verteidigungsministerium fürchtet, dass es durch die benachbarten Hörfunker zu Frequenzstörungen kommt, ist die DAB-Sendeleistung auf ein mageres Kilowatt beschränkt – zu wenig, um Häuserwände zu durchdringen.
So regt sich mittlerweile selbst im BR Widerstand gegen eine voreilige Festlegung auf das schwachbrüstige DAB-Format bei der Jugend-Welle. „Wir brauchen die Erhöhung auf 10 Kilowatt“, sagt BR-Sprecherin Regine Fenn: „Andernfalls macht eine Digitalradio-Offensive wenig Sinn.“ Man habe das zuständige Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesnetzagentur schon mit „unzähligen Argumenten versorgt“, damit sie der Bundeswehr die nötigen Kilowatt abhandelten. Doch im Gegensatz zu anderen Nato-Ländern sperrt sich das Verteidigungsministerium gegen eine weitere Öffnung des Funkraums, „da andernfalls gravierende Auswirkungen auf den militärischen Luftverkehr in Europa zu erwarten wären“, so ein Sprecher des Ministeriums auf taz-Anfrage. Maximal 4 Kilowatt Sendeleistung, und auch das nur in einzelnen Frequenzbereichen von Kanal 12, seien drin.
Heute und in einer Woche tagen beim BR Hörfunkausschuss und Rundfunkrat. Auch dort ist man alarmiert: „Ein Jugendradio auf DAB macht nur Sinn, wenn man genügend Sendekapazitäten hat, also die Leute erreicht“, sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete und Rundfunkrätin Ulrike Gote. „Andernfalls wird es keine Mehrheit geben, der Rundfunkrat ist da sehr nah an der Realität.“ MAX HÄGLER, München