Inselkinder nur noch vom Festland

GEBURTSHILFE Die Sylter Geburtsklinik bleibt zu. Die Versorgung sei mangelhaft gewesen, so das Land

Die Staatssekretärin kritisierte die Informationspolitik von Klinikbetreiber Asklepios

Passend zur Debatte über die Sylter Geburtsklinik hatten Gäste ihre Kinder mit in den Sozialausschuss des Kieler Landtags gebracht. Sie krabbelten durch den Saal, während Anette Langner (SPD), Staatssekretärin im Sozialministerium, erläuterte, warum das Land keinen Weg sieht, das Angebot auf der Insel zu halten.

Seit Jahresanfang gibt es keine Entbindungsstation mehr. Viele InsulanerInnen wünschten sich deren Erhalt, in der zuletzt pro Jahr rund 100 Kinder geboren wurden. Dass Schwangere nun aufs Festland reisen müssen, habe nicht mit Geld, sondern allein mit der Qualität zu tun, betonte Langner. Im Nordseeklinikum war es zu zwei Todesfällen gekommen, ein Kind trug schwere Geburtsschäden davon.

Langner kritisierte den Klinikbetreiber Asklepios, der sehr schleppend informiert und ständig neue Probleme benannt habe. Sie betonte aber auch, dass nicht Ärzte oder Hebammen Schuld an den Todesfällen seien. Das Problem liege in der Struktur: In der Inselklinik stehen nicht alle Fachleute, etwa für Anästhesie oder Säuglings-Erstversorgung, ständig zur Verfügung.

Die FDP-Abgeordnete Anita Klahn vermutete dagegen, Asklepios treibe die Konzentration voran, um „seine Häuser in Hamburg zu füllen“. Zurzeit ist Flensburg als Ausweichort für Sylter Gebärende vorgesehen: Dort können Frauen zwei Wochen vor der Geburt auf Kassenkosten in ein „Boarding-Haus“ ziehen.

Der Ersatzkassenverband des Landes plädiert dafür, mehrere kleine Standorte im Land aus Qualitätsgründen zu schließen. Schleswig-Holstein habe neben Bremen und Niedersachsen eine der höchsten Sterblichkeitsraten unter Säuglingen: Fast drei von 1.000 Kindern sterben. Der Krankenhausverband Schleswig-Holstein konnte diese Zahlen nicht bestätigen, für die Qualitätsstandards gebe es klare Regeln. „Die Frage der Mindestfallzahlen ist stark umstritten“, sagte Geschäftsführer Bernd Krämer der taz. „Große Häuser sind dafür, kleinere dagegen.“  EST