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Archiv-Artikel

Schwere Kämpfe im Gaza-Streifen

Israel setzt Vorstoß ins palästinensische Gebiet weiter fort. 40 Tote in zwei Tagen. Hamas-Minister ruft zum Kampf gegen „zionistische Aggression“ auf. Forderung zur Freilassung eines entführten israelischen Soldaten angeblich abgemildert

AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL

Zum ersten Mal seit Unterzeichnung der Osloer Friedensabmachung vor 13 Jahren ruft die palästinensische Regierung offen zum Kampf gegen Israel auf. Hamas-Innenminister Siad Sayam appellierte an die Sicherheitsdienste, ihrer „moralischen, nationalen und religiösen Pflicht nachzukommen, das Volk zu verteidigen“. Bei schweren Kämpfen sind seit Donnerstagmorgen rund 40 Palästinenser sowie ein israelischer Soldat ums Leben gekommen. Aus den Reihen der Hamas kam unterdessen ein neues Angebot zur Freigabe des am vorvergangenen Sonntag entführten Soldaten Gilad Shalit. Sollte Israel etwa 100 weibliche Häftlinge sowie 30 Palästinenser, die länger als 20 Jahre inhaftiert sind, entlassen, würde Shalit freikommen und die Hamas den Raketenbeschuss einstellen.

Sayam forderte die palästinensischen Truppen auf, die „feige zionistische Aggression“ zu bekämpfen. Der Innenminister rief eine Notstandslage aus. Dazu ist jedoch ausschließlich Palästinenserpräsident Mahmud Abbas autorisiert. Der Appell des palästinensischen Innenministers stieß fraktionsübergreifend auf offene Ohren. Die schwersten Kämpfe fanden in Beith Lachija, im Norden des Gaza-Streifens statt, wo auch zahlreiche palästinensische Zivilisten verletzt wurden. Die blutige Eskalation, die die ohnehin schwierige humanitäre Lage im Gaza-Streifen zusätzlich verschärft, führt zunehmend zu internationaler Kritik. Am Donnerstag beriet der UN-Sicherheitsrat über einen von arabischen Staaten eingebrachten Resolutionsentwurf.

Aus Sorge um das sinkende Ansehen Israels berief Verteidigungsminister Amir Peretz gestern die in Israel ansässigen Botschafter zu sich. Problematisch für die Armee sei, dass „die Terroristen von Bevölkerungszentren aus agieren“ und sogar „Kinder als Schutzschilder nutzen“. Hinsichtlich des entführten Soldaten meinte Peretz, Israel sei bereit dazu, „jeden diplomatischen Raum zu nutzen, um eine Lösung zu finden“.

Berichten der in London erscheinenden arabischsprachigen Zeitung al-Hayat zufolge, setzte die Hamas ihre ursprüngliche Forderung auf die Entlassung von 1.000 Häftlingen auf nur noch 130 herunter. Allerdings müsse Israel zusätzlich die Truppen aus dem Gaza-Streifen zurückziehen.