JÜRGEN VOGT ÜBER DIE DIE EHE FÜR ALLE IN ARGENTINIEN
: Ein Schritt für den Kontinent

Dass sich das katholisch durchtränkte Macholand Argentinien als erster Staat in Lateinamerika zur Schwulen- und Lesbenehe bekennt, verdient Beifall. Auf den Standesämtern des Staates sind gleichgeschlechtliche Ehepaare von nun an legal und herzlich willkommen. Der katholischen Kirche am Río de la Plata allerdings wird auch zukünftig niemand verbieten, Lesben und Schwulen das Sakrament der Ehe zu verweigern.

„Homoehe ja oder nein?“, diese Spaltung geht nämlich weiterhin quer durch die Gesellschaft. Nur weil die argentinische Lesben- und Schwulenbewegung in der Regierung Kirchner einen starken Bündnispartner gegen den katholischen Fundamentalismus gefunden hat, konnte sie ihre Forderung nach Gleichberechtigung parlamentarisch durchsetzen. In der Frage „Abtreibung ja oder nein?“ sähe der Frontenverlauf ganz anders aus.

Doch die Entscheidung von Buenos Aires wird in Lateinamerika aufhorchen lassen. Das hanebüchene Geschwätz von Boliviens Präsident Evo Morales, nachdem Hormone im Hähnchenfleisch das männliche Verhalten verändern, wird ihm womöglich im eigenen Land einmal auf die Füße fallen. Wie die indigenen Bewegungen des Kontinents auf Bolivien zeigen, wenn es um Erfolge geht, so werden die Lesben und Schwulen zukünftig auf Argentinien verweisen. Interessant wird es auch, wenn in Staaten wie Venezuela ebenfalls das bürgerliche Freiheitsrecht auf die Homo-Hochzeit eingefordert wird.

Nach dem Jubel kommt jetzt die Praxis. Es wird noch Jahre dauern, bis eine Homo-Hochzeit so normal gefeiert werden kann wie eine Hetero-Hochzeit: Die katholischen und vor allem auch die evangelikalen Truppen bringen sich schon in Stellung.

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