die taz-empfehlung: Mit dem Gaukler nach Paris
Er war begabt für die kleine Form und hat nicht nur das französische Kino für Jahrzehnte geprägt. „Les Amants du Pont Neuf“ wären ohne diesen Film nicht denkbar gewesen: „L‘Atalante“, einer der wenigen Filme Jean Vigos, der 1934 nur 29-jährig an Tuberkulose starb, ist jetzt im Metropolis zu sehen – jenes kleine Poem, das eine schlichte Geschichte mit überraschenden Farben füllt: Binnenschiffer Jean, Besitzer der „Atalante“, heiratet in einem kleinen französischen Dorf das Bauernmädchen Juliette, die ihn fortan begleitet. In Sonne und Nebel schippern sie auf Flüssen und Kanälen herum; weitere Mitglieder der Schiffsmannschaft: der skurrile Matrose Père Jules sowie ein Schiffsjunge.
So könnte es ein Idyll für die Ewigkeit sein, träfe nicht Juliette irgendwann einen wandernden Gaukler, der in ihr die Sehnsucht nach Paris und ganz allgemein der Großstadt entfacht. Vielleicht auch nach einer anderen Facette der „großen weiten Welt“. Juliette also verlässt das Boot; eine Amour fou entwickelt sich daraufhin zwischen den Eheleuten; das alles versöhnlich endet, braucht man nicht eigens zu betonen.
In den 50er Jahren wurden die Filme Jean Vigos – bürgerlich Jean Bonaventure de Vigo Almereyda – wiederentdeckt: eines Regisseurs, der wesentlich für den poetischen Realismus des französischen Films der 30er Jahre steht. Das Metropolis zeigt ihn im Rahmen der Reihe „Flusswärts“, die Wasserläufen auf vielfältige Weise folgt, Hochwasser, Hochsee- und Flussschifffahrt zum Thema macht und in diesem jetzt schon heißen Sommer eine willkommene Erfrischung sein könnte. PS
heute, 17 Uhr, Metropolis
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