: Unter Terrorverdacht
Bundesanwaltschaft verhaftet einen Kieler: Er soll Kämpfer für Selbstmordattentate angeworben haben
HAMBURG afp/ap/dpa ■ Die Bundesanwaltschaft hat in Hamburg einen mutmaßlichen Al-Qaida-Anhänger festnehmen lassen. Redouane E. H., ein 36-jähriger Deutscher marokkanischer Herkunft, soll dem weltweit agierenden Terrornetzwerk zumindest nahe stehen.
So werfen die Ermittler dem in Kiel lebenden Mann vor, Ende November in einem Lager in Algerien an einem Sprengstofflehrgang teilgenommen haben. Auch soll er Selbstmordattentäter für den Irak rekrutiert und Geld an al-Qaida gezahlt haben. „Dieser Verdacht ergibt sich insbesondere aus überwachten Chat-Gesprächen“, so die Karlsruher Behörde.
Daneben soll der Kieler Nachrichten für Said Bahadschi und dessen in Hamburg lebende Ehefrau übermittelt haben. Die Behörden werten das als Beleg, wie nahe der Kieler al-Qaida stand.
Bahadschi soll Mitglied der Hamburger Zelle um Mohammed Atta gewesen sein, die die Anschläge des 11. September ausgeführt haben. Seit September 2001 lebt Bahadschi auf der Flucht. Aus Sicht der Bundesanwaltschaft kann er nur über Mittler, die in konspirativem Verhalten geschult sind, seine Frau kontaktieren. Überdies habe Redouane E. H. Kontakte zu gewaltbereiten Islamisten in Syrien, Algerien und im Irak, so die Bundesanwaltschaft. Laut einer Sprecherin stuft die Behörde den Mann als Unterstützer und nicht als direktes Al-Qaida-Mitglied ein.
Redouane E. H. stand schon länger unter Beobachtung. Nun aber gab es Anzeichen, dass er Deutschland verlassen wollte. Der Bundesgerichtshof erließ einen Haftbefehl. Redouane E. H. wurde am Donnerstag festgenommen. Hinweise, dass Anschläge in Deutschland geplant seien, liegen laut Bundesanwaltschaft derzeit nicht vor.
Als Reaktion auf die Festnahme erneuerte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) eine altbekannte Forderung: Bundeswehreinsätze sollten auch im Inland möglich sein. „Wir haben eine Bedrohung durch den internationalen Terrorismus“, sagte er der Bild am Sonntag. „Für den Fall, dass sich die Bedrohung konkretisiert, brauchen wir eine zusätzliche Reserve. Wenn nicht genügend Polizisten zur Verfügung stehen, könnten wir dann auf Soldaten zurückgreifen.“