: Patriarchen-Fernsehen
Die Mainzelmänner entdecken die Frau – als „Rivalinnen“ im Kampf ums Männchen, Hitler inklusive (20.15 Uhr, ZDF)
Als die Verantwortlichen des ZDF zu Beginn des Jahres ihr Info- und Doku-Programm vorstellten, offenbarten die öffentlich-rechtlichen Herren Erstaunliches: Frauen kamen als Protagonistinnen in der Mainzer Wahrnehmung nicht vor. Die Reihe „Giganten“ etwa kannte nur deutsche Männer, die einen Bericht wert wären. „Wir zielen ja auf die Primetime“, sagte Programmchef Thomas Bellut damals, „da haben wir nichts Hochkarätiges gefunden.“
Siegerinnentrophäe Mann
Nun aber haben sich doch acht Damen den Weg in die attraktivste Sendezeit des Zweiten gefräst: Hochkarätige Frauen werden den Zuschauern nahe gebracht – in ihrer Funktion als „Rivalinnen“. Viermal wird jeweils dienstags das Bemühen von Frauen dokumentiert, auf dem Schlachtfeld des – manchmal auch öffentlichen Lebens – die ultimative Siegertrophäe zu holen. Und das ist, wie kann es anders sein, ein Mann.
Den Auftakt machen heute Diana Spencer und Camilla Parker-Bowles, gefolgt von Soraya und Farah Diba (18. 7.), Jackie Kennedy und Maria Callas (25. 7.), und, als Überraschungspaar der deutschen Spurensuche – Eva Braun und Magda Goebbels (1. 8.). Lässt man die letzte Paarung beiseite, bleibt das Dargebotene aus einem ganz einfachen Grund so überaus langweilig: Es ist alles bereits bekannt.
Skandalverliebt zeichnen die verschiedenen Autoren die hinlänglich dargelegten Lebenswege nach und bedienen sich hierfür hundertmal gezeigten Filmmaterials und der Aussagen der ewig gleichen Zeitzeugen – vom Biografen bis zum Butler.
Weil es sich um eine Produktion von „History Media“ handelt, also jener Produktionsfirma, die seit Jahren bei der Guido-Knopp-Gemeinde mit Aufrüttlern wie „Göring – eine Karriere“ den rechten Arm steif werden lässt, ist bei „Rivalinnen“ auch die Darstellung der Beziehung von Diana und Camilla als Kriegsepos angelegt. „Tragödie“ reift zur Lieblingsvokabel heran, es reißt drei Menschen „in den Abgrund“ und der Tod ist natürlich „Dianas letzter Sieg“.
Spannender könnte es am 1. August werden, wenn Eva und Magda, wie das ZDF die Partnerinnen der größten Verbrecher des letzten Jahrhunderts, im Pressetext immer wieder freundschaftlich nennt, aufeinander treffen. Ihr Kampf um die Gunst Hitlers ist weniger präsent, als das Hauen und Stechen derer, die die Möglichkeit hatte, ihr Gefecht von der Klatschpresse begleiten zu lassen. Da dieser Film zur Rezension nicht vorlag, wird sich erst bei der Ausstrahlung zeigen, ob die Aufbereitung des komplexen Themas die Präsentation im bunten Reigen der „Rivalinnen“ rechtfertigt – oder ob sie einer weiteren Verharmlosung des Grauens beiträgt.
Mit den Waffen der Frau
Die ZDF-Programmmacher haben mit der Aufnahme dieser Reihe in ihr bis dahin protagonistinnenfreies Konzept dabei eine clevere Leistung vollbracht: Wenn Frauen es wert sind, gezeigt zu werden, so lernen wir, dann in ihrem erbarmungslosen Kampf um einen Mann. Diese Darstellungsweise stützt das patriarchale System. Auch das beim ZDF. SILKE BURMESTER