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Archiv-Artikel

Techno ist schlimmer als Fußball

Die wochenlange Fanmeile im Tiergarten hat den Park beschädigt, vor allem in den Randbereichen. Bei der Love Parade wird es aber mehr Schäden geben, weil Jugendliche dann im Park campieren

VON KARIN SCHÄDLER

Ein Mann mit blauer Latzhose räumt ächzend Bauzäune beiseite. Orange-weiße Container stehen schon bereit – für den Müll, der zwei Tage nach dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft immer noch die Straße des 17. Juni ziert. Nach fünf Wochen weicht die Fanmeile nun wieder dem üblichen Treiben im Tiergarten. Spuren der WM-Feiern sind vor allem auf den Randstreifen an der Straße des 17. Juni zu sehen: „Stromkabel und Wasserschläuche wurden teilweise durch die Hecken geführt, auch viele Wagen standen ins Gebüsch hinein“, sagt Rudolf Blais vom Verein Lokale Agenda 21 bei der gestrigen Begehung des Tiergartens.

Da die Fanmeile täglich entmüllt und die Randstreifen gewässert wurden, sei aber relativ wenig Schaden entstanden. „Viele der Trampelpfade, die schon durch die Love Parades entstanden sind, haben sich allerdings noch verbreitert“, sagt Blais. Die Fanmeile sei aber längst nicht so schlecht für den Park wie die Love Parade, die am kommenden Samstag startet: „Die Fußballfans haben sich nicht so viel im Park aufgehalten, sie waren sehr auf die Leinwände konzentriert. Nach Ende der Spiele sind die meisten zum Feiern in die Stadt gegangen. Bei der Love Parade hingegen feiern die jungen Leute Tag und Nacht im Park.“

Die Schäden durch die Fanmeile beschränken sich deshalb zu einem großen Teil auf den Randstreifen, wo viele Bereiche zertrampelt wurden. Und die Wässerung ist wirkungslos an Stellen, die etwas höher liegen, da das Wasser sofort wieder abläuft. Mit den hohen Kosten für Bewässerung und Schadensbeseitigung werde der Bezirk Mitte aber nicht allein gelassen, verspricht Manuela Damianakis, die Sprecherin der Umweltverwaltung des Senats. „Die ganze Welt hat hier gefeiert, das werden wir würdigen.“

Die großflächige Umzäunung um die Fanmeile habe allerdings auch positive Auswirkungen auf den Park gehabt, berichtet Christoph Schaaf, der frühere stellvertretende Leiter des Grünflächenamts. „Ich habe zum ersten Mal wieder Füchse spielen sehen“, freut sich der Rentner, der in einer Villa im Tiergarten wohnt. Durch die Absperrungen rund um den Park hätten sich dort viel weniger Menschen aufgehalten und damit auch weniger freilaufende Hunde, obwohl diese eigentlich angeleint werden müssten. „Die Tiere im Park haben sich sehr wohlgefühlt – trotz der Lärmkulisse“, sagt Schaaf. „Da hatte der Park zu Recht seinen Namen als Tiergarten.“

Dennoch sorgen sich die Umweltfreunde um die Zukunft des Parks. „Es ist gekommen, wie wir befürchtet haben. Die WM ist ein Einstieg zu einer Dauer-Fanmeile geworden“, sagt Blais. „Es macht keinen Sinn, jetzt wahnsinnig viel Geld auszugeben, um die Ränder zu bepflanzen, nur damit die Fanmeile der Europameisterschaft dann wieder alles zerstört“, sagt Schaaf. „Da sollte man schon darüber nachdenken, den Rand des Parks eben braun zu lassen.“ Für das Waldgebiet in der Nähe des Brandenburger Tors macht sich der ehemalige Leiter des zuständigen Grünflächenamtes keine Hoffnungen. „Der Gegend gebe ich überhaupt keine Chance – in den nächsten 20 Jahren.“ Der Platz sei zu klein für die vielen Events, so dass sich die Aktivitäten jedes Mal auf das Gebiet des Parkes ausweiteten. „Das ist kein Park mehr, sondern der Vorgarten des Brandenburger Tors.“