volle frauenhäuser : Ein ernstes Alarmsignal
Nachricht Nr. 1: Die Frauenhäuser sind seit Wochen voll. Nachricht Nr. 2: Zunehmend flüchten junge Frauen in die Frauenhäuser. Diese beiden Meldungen sollten einer aufgeklärten Gesellschaft zu denken geben. Einerseits mag es ein Hinweis auf die Akzeptanz sein, die die Frauenhäuser in ihrem 30-jährigen Bestehen erreicht haben. Andererseits aber kann das, was in den niedrigschwelligen Zufluchtstätten geschieht, auch als Indikator für politische Entwicklungen gelesen werden, die eine falsche Richtung nehmen.
KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB
In der Politik sind derzeit Strategien angesagt, die die finanziellen Grundlagen des Gemeinwesens so stark beschneiden, dass dieses seiner sozialen Verantwortung nicht mehr nachkommen kann. Das Motto heißt: „schlanker Staat“. Vor allem im Jugendhilfebereich sind die Einschnitte enorm.
Leider haben es aber gerade Jugendliche aus benachteiligten sozialen Zusammenhängen derzeit schwer, sich eine Zukunft aufzubauen. Die Aussicht auf Ausbildungsplätze sind schlecht, Jobs ohne Berufsabschluss rar. Öffentlich bezuschusste Berufsfördermaßnahmen wiederum werden ebenfalls beschnitten.
Da überrascht die These aus neueren sozialwissenschaftlichen Studien nicht: Für junge Frauen wird es wieder attraktiv, sich ihre Zukunft durch einen gut verdienenden Partner abzusichern. Damit geraten sie in eine gefährliche Abhängigkeit, denn Abhängigkeit und Missbrauch gehen zusammen. Hinzu kommt, dass die Hartz-IV-Gesetze durch die Bedarfsgemeinschaftsregelung ebenfalls Abhängigkeit fördert – nämlich die des arbeitslosen Partners vom verdienenden.
Zusammen ist das gesellschaftlicher Sprengstoff, der zu Lasten von Frauen geht. Die Situation in den Frauenhäusern weist in die Richtung.