Keine Chance in NRW

Britta, 37, Lebensmittelchemikerin aus Erftstadt bei Köln, verheiratet mit Oliver; zwei Kinder: Maike, 6, Jannik, 4 Als ich schwanger wurde, war schnell klar: Ich muss drei Jahre Elternzeit nehmen. Ich arbeitete damals in Heilbronn, mein Mann in Köln. Wenn Oliver in der Nähe einen Job gefunden hätte, hätte ich nach kurzer Auszeit wieder gearbeitet, halbtags. Aber das war aussichtslos, und jeden Tag 300 Kilometer Pendeln kam nicht infrage. Also sind wir nach Köln gezogen.

Um Kontakt zu meiner alten Firma zu halten, wollte ich wenigstens freiberuflich für sie arbeiten, Aufträge hatte ich. Aber ich fand in Köln weder eine Krippe noch eine Tagesmutter. So war ich zu Hause festgenagelt und konnte nur ein bisschen arbeiten, wenn meine Kinder schliefen. Schrecklich.

Als Maike zwei war, kam ein toller Auftrag: Ich sollte an einem Lexikon mitarbeiten. Krippenplätze? In Erftstadt keine Chance. Selbst ein Kindergartenplatz zu ihrem 3. Geburtstag stand noch in den Sternen. Stundenweise engagierte ich eine Nachbarin, die sich was dazuverdienen wollte. Es war ein ständiges Gehetze. Trotzdem habe ich nach Janniks Geburt zugesagt, bei einem weiteren Lexikon-Projekt mitzumachen. 20 Stunden die Woche saß ich am Schreibtisch, dann kam eine Kinderfrau, die wir als Minijobberin eingestellt hatten. Zweieinhalb Jahre war sie bis mittags da, spielte mit Jannik, holte Maike von der Kita ab – mit drei bekam sie endlich einen Halbtagsplatz – und kochte Essen.

Inzwischen gibt es in Erftstadt zwei Elternkitas, die auch Kinder unter drei nehmen. Sagen sie. Fakt ist: Für die ganze Stadt gibt es nur 10 Plätze für diese Altersgruppe, nur vier für Kinder unter einem Jahr. Das ist doch ein Witz. Die Situation ist so absurd, dass man sich schon über dreieinhalb Stunden Waldorfspielgruppe freut. Die städtische Kita nimmt zwar jetzt auch Kleinere, aber nur, weil nicht mehr genug über Dreijährige da sind. Gleichzeitig werden die Gebühren gewaltig erhöht. Wie denken sich die Leute das? Man macht 125.000 Klimmzüge, um irgendeine Betreuung für seine Kinder hinzubekommen und arbeiten gehen zu können, und dafür wird man auch noch blöd angeschaut.