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Archiv-Artikel

Autonome Grüne in Kreuzberg

NEUER FLÜGELSTREIT

Klingt alles ein bisschen wie einst bei den Autonomen

Es hat sogar einen Vermittler gebraucht: Wolfgang Wieland, der alte Haudegen der Grünen, musste einspringen, um den Haussegen bei den verfeindeten Flügeln wiederherzustellen. Das war nach der Wahl vom Herbst 2011. Weil der Künast-Wahlkampf ein Realo-Wahlkampf gewesen sei, hatte die Parteilinke die Wiederwahl des Realos Volker Ratzmann als Fraktionschef verhindert. Ratzmann warf das Handtuch, Wieland schlichtete, alle gelobten Besserung.

Etwas mehr als zwei Jahre hielt der Burgfriede, in dieser Woche ist der Grabenkampf zwischen den Parteilinken aus Kreuzberg und den Realos außerhalb des gallischen Dorfes wiederaufgeflammt. Weil sich Fraktionschefin Ramona Pop kritisch über den Umgang des grün dominierten Bezirks mit der besetzten Flüchtlingsschule äußerte, ätzte Fraktionskollege Dirk Behrendt, man verbitte sich Ratschläge „aus der dritten Reihe“.

Haust du meine Puppe, hau ich deine Puppe, so ist das bei ungezogenen Kindern. Wer hat angefangen? Das fragen dann die Eltern. Wir fragen: In welcher Welt leben die Kreuzberger Grünen, dass sie es als Zumutung empfinden, wenn sich die Fraktionsvorsitzende ihrer Partei im Landesparlament zu einem Thema äußert, das die halbe Republik beschäftigt und den Senat sowieso? Klingt das nicht ein bisschen wie einst bei den Autonomen, die natürlich nichts gegen Kritik hatten, es sei denn, sie komme von der „bürgerlichen Presse“, also von außen?

Seit das Camp vom Oranienplatz zum Symbol des Widerstands wurde, sind die Bezirks-Grünen aus dem Häuschen. Endlich wieder Nabel der Welt. Und wenn alles schiefgeht, sind natürlich „die da draußen“ schuld. Dass das Ganze für die Grünen außerhalb der Bezirksgrenzen nicht automatisch eine Gewinnergeschichte sein muss – egal.

Vielleicht brauchen die Grünen bald wieder einen Vermittler. Wie wäre es mit Altbürgermeister Franz Schulz? UWE RADA