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Archiv-Artikel

Jugend trainiert – und darf zu Olympia

SPORT Erstmals finden in diesem Sommer Olympische Jugendspiele statt. Zu den Wettkämpfen fahren auch 70 deutsche Atlethen – darunter der 17-jährige Berliner Eric Krüger

Die Spiele

■ Die ersten Olympischen Jugendspiele finden vom 14. bis 26. August in Singapur statt. Insgesamt werden 3.600 Sportler aus über 200 Ländern dabei sein. In 201 Wettbewerben geht es um Gold, Silber und Bronze. Deutschland wird mit 70 jungen Sportlerinnen und Sportlern vertreten sein und 20 der 26 Sportarten besetzen.

■ Die Flamme der Spiele wird am Freitag in Griechenland entzündet und auf ihrer Reise durch die Welt in Europa nur in Berlin Station machen. Weiter geht es über Dakar, Mexiko-Stadt, Auckland und Seoul nach Singapur. (dpa)

VON JOHANNES KOPP

Eric Krüger freut sich ganz besonders auf den Samstag, wenn das olympische Feuer nach Berlin eingeflogen wird. Im griechischen Olympia wurde es außerhalb des üblichen Turnus entzündet, nun wird es per Flugzeug von Kontinent zu Kontinent weitergereicht. Die Sommerspiele beginnen ja erst in zwei Jahren in London. In wenigen Wochen aber feiern die Olympischen Jugendspiele in Singapur ihre Premiere. Und der 17-jährige Berliner Krüger zählt zum 70-köpfigen deutschen Athletenaufgebot.

Am Brandenburger Tor wird das deutsche Team am Wochenende vorgestellt. Eine „aufregende Flammenzeremonie“ hat der Deutsche Olympische Sportbund für den von ihm ausgerufenen „Youth Olympic Day“ versprochen. Ein sakrales Spektakel, das ansonsten für Sportstars wie dem Basketballer Dirk Nowitzki und Bob-Olympiasieger André Lange veranstaltet wird. Jetzt kommt erstmals auch die 14- bis 18-jährige Nachwuchselite in den Genuss der heiligen olympischen Riten. Nowitziki und Lange sind als Ehrengäste geladen.

Eric Krüger sagt: „Ich freue mich am meisten auf die Einkleidung. Das ist alles schon sehr nah dran an den echten Olympischen Spielen.“ Sein Augen glänzen. Eine harte Zeit der Entbehrungen liegt hinter dem jungen Modernen Fünfkämpfer. Wie ein Besessener hat er im letzten Dreivierteljahr Laufen, Schießen, Reiten, Fechten und Schwimmen trainiert. „Aufbautraining“ nennt das Thora Schwarck, die ihn und die Berlinerin Franziska Hanko in Singapur betreuen wird. Zu den Umfängen sagt die Trainerin: „Mehr geht gar nicht, er muss ja noch in die Schule.“

Nur Schule und Training

Wobei Krüger in dieser Hinsicht optimale Voraussetzungen hat. Er besucht die Poelchau-Sportschule in Charlottenburg, die sich verpflichtet hat, Sportlerkarrieren zu begünstigen. Bereits nach einer Unterrichtsstunde fährt Eric Krüger um 8.45 Uhr mit dem Shuttlebus aufs Olympiagelände. Elf Schüler, die sich ebenfalls dem Modernen Fünfkampf verschrieben haben, sind mit dabei. Bis 11 Uhr schießen und laufen sie, ähnlich wie beim Biathlon. Danach pendelt der Bus zur Schule zurück. Bis 15.20 Uhr ist wieder Unterricht. Dann bringt der Bus Krüger erneut zum Training: Schwimmen, Fechten, Reiten – bis um 20 Uhr. Anschließend muss er noch seine Hausaufgaben für den nächsten Tag erledigen. „Die 14-Jährigen“, sagt Trainerin Schwarck, „haben zwei Nachmittage frei.“

Die schon laufenden sechswöchigen Sommerferien sind für den Jungolympioniken Krüger zu einer Woche zusammengeschrumpft. Derzeit heißt es: ganztags trainieren. Vom 4. bis 10. August findet schließlich auch die Junioren-WM in Ungarn statt. Nach einem Tag Zwischenstopp in Berlin fliegt der Moderne Fünfkämpfer dann nach Singapur. Dort, sagt Krüger, wolle er beweisen, dass er sich nicht umsonst für diese Spiele qualifiziert habe. „Man muss sich ernste Ziele setzen“, erklärt er. Er will unter die ersten zehn kommen.

Der 17-Jährige ist ehrgeizig. Schwarck sagt, dass er sich im Unterschied zu anderen keine Kunstpausen schaffen würde. „Wenn er auf körperliche Beschwerden verweist, dann muss man ihm das glauben.“

Man muss sich ernste Ziele setzen, sagt Eric Krüger. Er will unter die ersten zehn kommen

Sowohl Krüger als auch seine Trainerin sind erstaunt, wenn man sie darauf anspricht, dass selbst einige Sportfunktionäre Kritik an den Olympischen Jugendspielen geübt haben. Bislang hätten sie davon nichts mitbekommen. Die Gegner der Veranstaltung fürchten, dass die Jugendlichen zu Ungunsten ihrer Gesundheit das Training forcieren und vielleicht durch den vorzeitigen Leistungsdruck früher anfangen zu dopen. Schwarck wendet ein, dass es doch schon jetzt Junioreneuropameisterschaften gebe, auf die sich 14-Jährige gezielt vorbereiten. Für sie sind die Olympischen Jugendspiele da nur ein weiterer Höhepunkt im Wettkampfkalender, der dazu dienlich ist, den Einsatzwillen in Sportarten zu fördern, in denen kaum Geld zu verdienen ist. Und Krüger selbst sagt: „Ich sehe die Spiele als Bonus für mich, als Nachspeise, als Belohnung für das harte Training.“

In bester Verfassung

Angesichts des Alltags von Eric Krüger hört sich die Debatte um die zu frühe Heranzüchtung von Leistungssportlern in der Tat bigott an. Und noch scheinheiliger mutet die Vision von Jaques Rogge, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), an, bei den Jugendspielen statt dem Wettbewerbsgedanken den spielerischen Aspekt in den Vordergrund zu rücken. Zumal sich alle Teilnehmer auch im Wettbewerb qualifizieren mussten.

Eric Krüger gelang dies im Juni bei den A-Jugend-Weltmeisterschaften in Schweden, wo er als bester Deutscher den 14. Platz belegte. Schwarck sagt: „Er hat sich das durch seinen Trainingsfleiß verdient. Er ist körperlich in bester Verfassung.“