urdrüs wahre kolumne
: Kraft durch Froide

Nun sindse vorbei, die herrlichen Wochen des unverkrampften Nationalismus, und was bleibt, ist der Sondermüll aus schwarzrotgelb in Polyester und Acryl. Nicht mal die Grünen haben sich rechtzeitig für eine Pfand- und Rückgabepflicht eingesetzt und vermutlich können da nur noch Panzer-Motoren helfen, die solche Tuche ballenweise als Brennstoff vernichten. Der Klinsi weiß schon, warum er den Abgang gemacht hat.

Spannend ist er ja, der Nazi-Bildhauer Arno Breker, fast so interessant wie die Jagdfliegerin und Nackte-Neger-Fotografin Leni Riefenstahl, und beide zusammen sind bzw. waren mindestens so kreativ wie Emmy Göring, die ihrem Hermann einen Tabaksbeutel aus jüdischem Hodenleder mit den Worten „In Treue fest“ bestickte. Da war es wirklich an der Zeit, diesem von Hitler so geliebten Steineklopper endlich mal eine Werkschau zu gönnen – denkt sich jedenfalls der Kurator Rudolf Conrades und eröffnet eine solche demnächst in Schwerin, worüber sich das heimattreue Jungvolk schon mächtig freut. Proteste weist der Freigeist in Friede Springers Welt mit dem Hinweis zurück, dass die Marmorrecken im Osten gezeigt werden, wo „die entscheidenden Leute viel weniger Lust haben, sich von eingeführten Autoritäten etwas vorschreiben zu lassen“. Auf dem flachen Lande übergibt man beim Sonnenwendfest die Schriften von Anne Frank und Irmgard Keun der reinigenden Kraft des Feuers, während die Breker-Statuen von den Säulen krabbeln, mit den Rhönrad-Mädels vom Gauturnfest Heldensöhne zeugen und bei Jürgen Riegers Zuchtanstalt Dörverden in Pflege geben. Die Rote Armee hätte dieses Lumpenpack niemals verlassen dürfen.

Dringend überdacht werden muss das Konzept „car-Sharing“ in Bremen, denn wenn jetzt der ADAC das dortige Stadtauto mit dem „Städte-Oscar“ auszeichnet, dann weiß jeder seriöse Fußgänger, dass Benzinalarm angesagt ist. Sollte man nicht noble Distanz zur organisierten Mobil-Kriminalität mit dem Hinweis darauf wahren, dass Hanseaten keine auswärtigen Orden und Ehrenzeichen annehmen?

Die gemeingefährliche Rumstrunzerei der Moped-Idioten geht weiter bei den Hamburger Harley-Days an diesem Wochenende und man ahnt schon, wieviele Mädchen da wieder stundenlang an der Mauer stehen müssen, damit Maiki, Ralle oder Kalle ihre frisch frisierten Maschinen zur Schau stellen und ihr neues Airbrush-Einhorn vorführen können, nachdem sie eben mal in 9 Sekunden auf über 200 km/h beschleunigt haben. Rechtzeitig zu diesem Event kam die Nachricht, dass in Kiel eine Gruppe ehrbarer Schwarzhändler die einschlägigen Fanatics in den letzten Jahren in mindestens 34 Fällen durch geschickte Fälschungen beschissen hat: Weiter so, denn wenn der Plunder imagemäßig erst mal so runter ist wie das Lacoste-Shirt vom Textilbasar – dann endlich wird der Easyrider-Kult entzaubert!

An meinem aktuellen Quartier im Herzzentrum Bad Oeynhausen erreichte mich neben Grüßen und Segenswünschen aus dem Kreis der Leserinnen eine geweihte (!) Benedetto-Karte mit päpstlichem Wackelbild sowie eine Ausgabe des wunderbaren Romans „Wie der Stahl gehärtet wurde“ mit der Widmung „Jugendweihe 1962, Boitzenburg“. Diese Reliquare und Kraftzeichen werden ihre Wirkung nicht verfehlen, hofft halbwegs unverzagt und mit Daumendrücken für den heutigen Box-WM-Kampf von Felix SturmULRICH „Es geht so“ REINEKING