: Hausgebackenes von RTL
Die RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt stellte gestern das Programmjahr 2006/2007 vor. Der Kölner Sender setzt vor allem auf Eigenproduktionen – und überrascht mit Qualiät
AUS HAMBURG SILKE BURMESTER
Frank Schirrmachers Horrorvorstellung von der weiblichen Machtübernahme in den Medien personifizierte sich äußerst charmant: Anke Schäferkordt, seit zehn Monaten Geschäftsführerin bei RTL, stellte in Hamburg das Programmjahr 2006/2007 des Marktführers vor – und sogar Qualität in Aussicht.
„Der Blick zurück stimmt uns schon zufrieden“ waren die einschränkenden Worte, die Schäferkordt wählte, um die Entwicklung des Senders, der weit von seiner marktbeherrschenden Position der 90er-Jahre entfernt ist, zu beschreiben. Dass der Abstand zu den Mitbewerbern auch deren schwindenden Marktanteilen zu verdanken ist, unterschlug die 43-Jährige nicht. Es muss Deutschlands mächtigste Fernsehfrau gewurmt haben, dass viele Meinungsmacher das Programm von Sat.1 mittlerweile für besser halten, RTL setzt daher vor allem auf Eigenproduktionen, die nah am deutschen Publikum verankert sind.
Mit „Alles was zählt“ wurde eine neue Daily Soap vorgestellt, die mit jener Leichtigkeit erzählt scheint, die das ARD-Werk „Berlin, Berlin“ so erfolgreich machte. Sternekoch Christian Rachs Restaurant-Testreihe, in der er Gastronomen, die vor der Pleite stehen, auf die Beine hilft, befriedigt den Wunsch des „kleinen Mannes“ nach Coaching. Und die Comedy-Serien „Kinder Kinder“ mit Heinrich Schafmeister und „Mitten im Leben“ mit Heiner Lauterbach spiegeln auf unterhaltsame Weise familiäre Alltagsnöte.
Bei den Spielfilmen wurde Krawalliges eingekauft: „The Day after Tomorrow“, „I, Robot“ und „Herr der Ringe“ – gekonnt setzt Schäferkordt fort, was ihr bereits als Vox-Chefin Lorbeeren brachte: die Verknüpfung weiblicher und männlicher Sehgewohnheiten. Am interessantesten scheinen die Serien-Eigenproduktionen, die nach amerikanischem Vorbild mit Kinogrößen besetzt wurden. Hannes Jaenicke wird man als Rechtsmediziner erleben, Kai Wiesinger als Anwalt und Andrea Sawatzki als verarmte Millionärin – das verspricht neue Impulse für die fade deutsche Serienlandschaft. Gegen die kursierenden Gerüchte, bei RTL würde nur noch billig produziert, hält Schäferkordt ein deutliches „Wir haben sehr viel investiert!“ entgegen. Zahlen nennt sie nicht. Das Aktienunternehmen sei in seiner „quiet period“. Auf die Frage, warum sie nicht wie Schawinski den Programmstart vom Herbst auf den Sommer vorgezogen hätte, antwortet die RTL-Chefin dementsprechend: „Wir tun das. Wir haben nur keinen Slogan daraus gemacht.“