Protokoll einer Abzocke

Wie die BVG über den Tisch gezogen wurde

„Wir freuen uns, Sie mit einer rechtlichen Beurteilung zu beauftragen.“ Brief der BVG an die Kanzlei Clifford Chance vom 30. Mai 2007

„Wir bestätigen gerne Ihren Auftrag, eine rechtliche Beurteilung zu verfassen.“ Antwort von Clifford Chance an die BVG vom 4. Juni 2007

„Wir sollten nicht lügen, aber das ist die einzige Hoffnung, die wir haben.“ Zwei Mitarbeiter von JPMorgan besprechen untereinander, wie sie der BVG eine Änderung der Vertragskonditionen erklären

„Ich glaube, dass die BVG nicht verstehen, was sie da kaufen.“ Anwalt der Kanzlei Clifford Chance im Telefonat mit einem seiner Kollegen

„Und dann haben wir auch das Gefühl – und das ist wohl die Herausforderung in diesem Verfahren – jedenfalls in dem Telefonat mit Herrn [Verkehrsbetriebe], dass die BVG, äh, nicht komplett verstanden hat, was sie hier machen.“ Der Anwalt von Clifford Chance in einem Telefonat mit JPMorgan

„Wir haben Sie beauftragt! Sie wurden von uns engagiert!“ Der BVG-Finanzexperte im Telefonat mit Clifford Chance. Er weiß offenbar immer noch nicht, dass die Kanzlei eigentlich für JPMorgan arbeitet

„Wenn wir die BVG als unseren Kunden beraten, dann müssten wir uns mit Herrn [Verkehrsbetriebe] hinsetzen, müssten ihn erst mal fragen: Dürft ihr das überhaupt als staatliche Institution? Habt ihr nicht nur die Konditionen verstanden, sondern auch die damit verbundenen wirtschaftlichen Aspekte?“ Mitarbeiter von Clifford Chance im Telefonat mit JPMorgan

„Sie haben von uns eine rechtliche Stellungnahme angefordert zu der Frage, ob die Kreditderivatdokumentation unseres Kunden JPMorgan in juristischer Sicht in Übereinstimmung mit den Marktgepflogenheiten ist.“ Das Ergebnis: „Die dargestellte Methode zur Bestimmung der Tranchen-Verluste erscheint allgemein plausibel berechnet.“ Juristische Stellungnahme, die Clifford Chance an die BVG adressiert. Die BVG schließt daraufhin das Geschäft mit JPMorgan ab und zahlt der Anwaltskanzlei 45.000 Euro für die Beratung. Die BVG sagt, ihr sei erst durch die Lektüre der internen Dokumente bewusst geworden, dass die Kanzlei Clifford Chance in Wirklichkeit die ganze Zeit für JPMorgan gearbeitet hat

„Die BVG war nie unser Mandant. Wir gaben auf Bitten unserer langjährigen Mandantin JPMorgan ein Rechtsgutachten für einen Dritten ab. Die BVG wusste dies und war damit einverstanden.“ Stellungnahme der Kanzlei Clifford Chance an die taz vom 24. Januar 2014

■ Die Originaldokumente zum Download und alles zu Clifford Chance: taz.de/berlin