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Archiv-Artikel

europäische zeitungen über die internationalen reaktionen auf die eskalation im nahen osten

In Paris schreibt die Libération: Die westlichen Länder bekräftigen, dass sie im Nahen Osten außen vor sind: Sie begnügen sich damit, Rettungsschiffe für ihre Staatsangehörigen zu entsenden und den Vergeltungsschlag Israels zu billigen – nicht ohne gleichzeitig seine Härte zu bedauern. Doch die Hisbollah und ihre Unterstützer führen einen Krieg ohne mögliches Ende, um schließlich eine universelle islamistische Diktatur einzurichten. Die Fanatiker gehen mit den Leiden der anderen immer großzügig um.

Der konservative Figaro meint: Die USA, ohne die in dieser Region nichts vollbracht werden kann, haben keine Vertreter von hohem Rang entsandt. Sie sehen keine Notwendigkeit, sich zu engagieren – so wie sie sich auch nicht mobilisiert hatten, als im Gaza-Streifen mit der Entführung des Soldaten Schalit die Krise ausbrach. Sie scheinen darauf zu setzen, dass mit diesem doppelten Krieg gegen die ‚Extremisten‘ etwas Positives aus diesem Trümmerhaufen aus Waffen und Blut – zumeist das von Zivilisten – hervorgebracht werden kann.

In London meint der Observer: Der Schlüssel ist der diplomatisch-politische Effekt der Bombardierungen. Dass Israel wirklich glaubt, die fragile libanesische Regierung könnte einen desaströsen Bürgerkrieg riskieren und diesen mächtigen Staat im Staate namens Hisbollah angreifen, ist schwer vorstellbar. Israel geht davon aus, dass ausreichende internationale Entschlossenheit für die Durchsetzung der UN-Resolution über die Entwaffnung der Hisbollah und die Stationierung der regulären libanesischen Truppen im südlichen Grenzgebiet erzeugt wird, wenn die Welt erst mal ausreichend in Angst und Schrecken versetzt wurde.

Der Independent meint: Als diese Krise begann, ging es um die überschaubare Frage der Beziehungen Israels zur Hamas. Inzwischen wurde es eine Frage der Stabilität in der gesamten Region. Es muss internationalen Druck auf Syrien geben, die Hisbollah zu entwaffnen. Ebenso muss auf Israel internationaler Druck ausgeübt werden, damit es seine Militäroperationen einstellt. Die Außenwelt muss sich wieder engagieren.

Die konservative Presse aus Wien: Schon bisher war ein weltbekanntes Geheimnis, dass nicht nur gute Worte oder Brot aus Damaskus und Teheran in den Libanon geliefert werden, sondern auch Waffen. Und das hat der Raketenangriff auf das Schiff jetzt doch einigermaßen klar bewiesen. Interessanterweise ist Irans Marine mit eben diesen Waffen ausgerüstet. Und interessanterweise ist Iran ein guter Freund der Hisbollah. Man muss sehr kurzsichtig sein, um anzunehmen, dass Iran seinen Brüdern im Libanon damit nicht helfen würde.