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leserinnenbriefe

Klingt so schön metaphysisch

■ betr.: „Mit geht’s besser“, sonntaz vom 24. 7. 10,Leserbrief: „Belebende Lebenskraft“, taz vom 27. 7. 10

Richtig schlimm wird es, wenn Herr Rengel uns die Welt des Paranormalen erklärt. Mit allen Registern. Natürlich dürfen auch Relativitätstheorie und Quantenelektrodynamik nicht fehlen, sogar gleich im wissenschaftlich inexistenten Doppelpack. Mit denen kann man nämlich alles wissenschaftlich rechtfertigen, weil sie eh keine Sau versteht und jeder populärwissenschaftliche Erklärungsversuch, obwohl von Physikern geschrieben, so schön metaphysisch klingt. Da sucht man sich einfach einen Satz aus, der einem gefällt, entfernt fein säuberlich jeden Kontext, und dann ist man nur noch drei pseudophilosophische Gedankenverrenkungen vom wissenschaftlichen Beweis jeder beliebigen Aussage entfernt.

Das sieht dann etwa so aus: Die Wissenschaft sagt, dass leerer Raum und Materie nicht zu trennen sind, also ist der Mensch nur eine elektromagnetische Energiekonstellation, also kann sich Wasser Schwingungen merken, also wirkt Homöopathie. Tada.

Was auch immer Sie überzeugt hat, dass Herrn Rengels Zuschrift es wert ist, sie als abgedruckten Leserbrief zu adeln, seine messerscharfe Logik kann es eigentlich nicht gewesen sein.

CHRISTIAN MERTES, Bielefeld

Scheinheilige Medien

■ betr.: „19 Tote: Schuld war niemand“ u. a., taz vom 26. 7. 10

Ich habe die Zeitungen aus Münster und dem Ruhrgebiet der vergangenen Woche in der Stadtbücherei Münster durchgeschaut und die Artikel über die Loveparade in Duisburg gelesen. Von einer kritischen Bewertung der Veranstaltung insgesamt, der Situation um das Gelände in Duisburg oder des Sicherheitskonzeptes der Stadt konnte ich nichts lesen. Stattdessen Berichte mit Jubeleffekt. Von einer wichtigen Veranstaltung im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 war die Rede. Und von Werbeeffekt, Marketing und Chance in Berichten und Kommentaren. Wenn ich jetzt von denselben Medien die kritischen Berichte, Zitate und Kommentare lese, so frage ich mich, wo diese Journalisten in der letzten Woche waren? Haben sie vor der Parade die Briefe, Erklärungen und Kritiken nicht gelesen oder sie gleich wegen „Nestbeschmutzung“ der „Ablage P“ zugestellt?

Mir scheint jetzt eine Welle der Scheinheiligkeit in den Medien zu rollen. WERNER THIEL, Greven

Veraltete Verwaltungsstrukturen

■ betr.: Loveparade

Das Ende der Loveparade ist einzig und allein dem Größenwahn der 2010-Kulturmafia geschuldet. Und all dem, was dahintersteckt. Feiern ohne Ende. Feiern irgendeine diffuse sogenannte Ruhr-Metropole, die sich gewandelt hat.

Mag sein, dass sich auf der kulturellen Ebene viel getan hat, aber die vertrockneten, veralteten Verwaltungsstrukturen in x Städten des Ruhrgebiets verhindern Neuanfang und ermöglichen Katastrophen. ULRICH HINZMANN, Essen

Erfolg + Prestige statt Sicherheit

■ betr.: Loveparade

Als ich am 24. 7. 10 auf der A 40 zahllosen polizeimannschaftswagen begegnete, dachte ich mir schon, dass mit der loveparade etwas nicht stimmt. aber dass eine veranstaltung dieser größe der naivität der verantwortlichen erliegt, hätte ich nicht gedacht. dass eine so große menschenmenge durch einen tunnel geführt wird, wo der druck der menge nicht abfließen kann, ist wahnsinn. hier wurden finanzieller erfolg und prestige über sicherheit der menschen gestellt. es ist zu hoffen, dass die verantwortlichen die volle härte des gesetzes trifft und die familien solidarität genießen.

MICHAEL ROCHNIA, Wuppertal

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