: DDR-Funkhaus wieder verkauft
Eine Investorengruppe übernimmt das alte Funkhaus in der Nalepastraße für 3,9 Millionen Euro. Der Senat prüft eine Klage gegen ursprünglichen Kaufvertrag
Der neue Besitzer von Teilen des DDR-Rundfunkareals in der Nalepastraße steht fest. Eine internationale Investorengruppe mit Sitz im holländischen Rotterdam übernimmt das alte Funkhaus.
Bei dessen Versteigerung am Sonnabend hatte ihr Vertreter, der Rechtsanwalt Volker Heinz, bei 4,2 Millionen Euro aussteigen müssen. Dann aber blieb der Höchstbietende, ein Berliner Schönheitschirurg, nach seinem Kaufgebot von 4,75 Millionen Euro für Auktionator Mark Karhausen unauffindbar.
So kam gestern die Keshet Geschäftsführungs GmbH & Co. Radio Centre Berlin KG zum Zuge – für 3,9 Millionen Euro. Zuvor hatte sie mit dem Verkäufer, einem Baumaschinenverleih, und dem Auktionator die ganze Nacht den Vertrag ausgehandelt.
„Meine Mandanten wollen im Grundsatz dieses Medienzentrum erhalten und verbessern“, sagte Heinz. Die Radio-Centre-Berlin Kommanditgesellschaft hat als einzigen Gesellschafter die Keshet Geschäftsführungs GmbH. Deren Chef, Albert Ben-David, wurde 1944 in Tel Aviv geboren. Beide Firmen wurden fünf Tage vor der Versteigerung ins Handelsregister eingetragen. Die dahinter stehende Gruppe soll in England, Frankreich, Ungarn, Rumänien und Israel Finanzinvestitionen getätigt haben. Bisher besitze sie aber „keine spezifische Medienkompetenz“, sagte Heinz. Nach Aussage von Auktionator Karhausen muss keiner der Mieter eine Kündigung wegen Eigennutzung fürchten.
Die Berliner Finanzverwaltung lässt den Kaufvertrag prüfen, mit dem das gesamte alte Rundfunkgelände – das versteigerte Areal ist nur eines von drei Teilen – im November 2005 für nur 350.000 Euro verkauft wurde. Möglicherweise könnte der Senat Schadenersatzansprüche gegen die Liegenschaftsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Limsa) erheben. Der von ihr ausgehandelte Vertrag enthielt weder eine Spekulationsfrist gegen schnelle Weiterverkäufe noch eine „Mehrerlösabführungsklausel“. Damit hätten die Vorbesitzer, die neuen Bundesländer und Berlin, einen Teil des Millionenerlöses bei der jetzigen Versteigerung einstreichen können. Erik Heier