piwik no script img

Archiv-Artikel

Fußgänger erobern eine Straße

VERKEHR In der Schöneberger Maaßenstraße entsteht – bürgerbeteiligt – erste Begegnungszone in Berlin

„Ich bange um meinen Parkplatz“, sagte ein Anwohner der Maaßenstraße hinter vorgehaltener Hand. Laut sagte er das nicht, auf der Informationsveranstaltung der Senatsverwaltung am Mittwochabend, auf der die ersten Ideen für die Umwandlung der Maaßenstraße in eine Begegnungszone zusammengefasst wurden. Fußgängern gebührt in einer solchen Zone der Vortritt – deshalb müssen vor allem die Autofahrer zurückstecken. Sie dürfen höchstens 20 fahren und weniger Parkplätze wird es auch geben.

In den letzten Jahren habe sich die Maaßenstraße sehr stark verändert, sagte ein Anwohner, der seit 1986 dort lebt. „Immer mehr Gastronomiebetriebe haben geöffnet und blockieren mit ihrer Außenbestuhlung den Gehweg für die Fußgänger.“ Seine Beschwerde fand Gehör. Das Hauptanliegen der Planer ist es, den Bürgersteig zu verbreitern.

Um die erste Begegnungszone in Berlin unter Beteiligung der Anwohner zu gestalten, riefen der Senat, der Bezirk und das Stadtplanungsbüro die Bürger dazu auf, in einem Onlineforum und auf einer Versammlung Vorschläge für die Umbauten zu kommentieren. Online diskutierten die Bürger dabei derart rege den Bau eines Kreisverkehrs, dass die Stadtplaner diese Möglichkeit aufgriffen und bei der Infoveranstaltung am Mittwoch präsentierten.

Es werde dennoch wahrscheinlich keinen Kreisverkehr geben, sagte Eckardt Heinrichs vom Stadtplanungsbüro – der würde einen breiten Gehweg verhindert. Heinrichs schlug andere Maßnahmen zur Geschwindigkeitsbegrenzung vor, etwa grüngepflasterte Kreuzungen oder Markierungen auf der Fahrbahn. Konkrete Pläne gibt es vorerst noch nicht.

Viele Bürger zeigten sich zufrieden mit der aktiven Bürgerbeteiligung. „Das Planungsbüro hat unsere Vorschläge ernst genommen“, sagte einer. Auch anliegende Schulen durften Ideen für die Umbauten einreichen. Die kollidieren aber teilweise mit dem Straßenrecht, befürchtete Heinrichs: Schüler der Sophie-Scholl-Schule wünschen sich Baumhäuser und Schafe auf dem Grünstreifen. ANNA BORDEL