: „Made in Germany“ ist in der Welt weniger gefragt
WINDENERGIE Zwar arbeiten bereits 100.000 Menschen in der Branche, die Umsätze aber stagnieren
HERDAN, MASCHINENBAUVERBAND
BERLIN taz | Die schwarz-gelbe Koalition will die Laufzeiten für Atomkraftwerke verlängern. Die Windkraftbranche warnt, die alternativen Energien zu vernachlässigen. Damit würde eine „positive Entwicklung“ abgewürgt, sagte am Donnerstag Hermann Albers vom Bundesverband Windenergie (BWE), er hat die Halbjahresbilanz der Branche vorgestellt.
Und Albers listete auf: Im Jahre 2009 seien 100.000 Menschen in der Windkraftbranche beschäftigt gewesen und damit 10.000 mehr als im Vorjahr. Jobs seien vor allem in den bisher windkraftskeptischen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern entstanden. Außerdem hätten Schleswig-Holstein und Brandenburg größere Flächen für Windenergie freigegeben. Darüber hinaus hat die neue Regierung in Nordrhein-Westfalen den massiven Ausbau der Windenergie beschlossen. Zusätzliche Impulse sollen Projekte auf dem offenen Meer bringen.
Noch läuft es im Jahr 2010 allerdings nicht so rund. Wegen des kalten Winters konnten die Hersteller von Januar bis April hierzulande nicht so viele Anlagen installieren wie im Vorjahr. „Wir korrigieren unsere Prognose für 2010 deshalb von 2.300 auf 1.900 Megawatt“, sagte Albers.
Weltweit wird die Windenergie aber wichtiger: Es wurden rund um die Erde so viele Rotoren aufgestellt wie nie zuvor – laut World Wind Energy Association stieg die Leistung um 38.000 Megawatt auf knapp 160.000. Die weltweiten Umsätze wuchsen von 27,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf 29,9 Milliarden Euro 2009. Von dem Trend profitierten die deutschen Anlagenhersteller jedoch wenig. Sie exportierten 75 Prozent ihrer Anlagen, vor allem ins europäische Ausland und in die USA. Ihre Umsätze blieben dabei annähernd gleich: 2008 lagen sie bei 6,2 Milliarden Euro, 2009 waren es 6,35 Milliarden Euro. Der Wachstumsmarkt China sei den „deutschen Unternehmern verschlossen“ geblieben, erklärte Thorsten Herdan vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau – „Das Land setzt auf Protektionismus.“ Einen Gewinner gebe es aber: die Zulieferindustrie. „In chinesischen Windkraftfabriken arbeiten deutsche Maschinen“, sagte Herdan. JÖRG ZEIPELT