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Archiv-Artikel

Keiner kennt die SPD

Bittere Umfrage für die NRW-SPD: 83 Prozent der Befragten können keinen SPD-Landespolitiker nennen

DÜSSELDORF taz ■ Die nordrhein-westfälische SPD versinkt in der Anonymität. Laut einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von n-tv und der Westfälischen Rundschau kennen 83 Prozent der Nordrhein-Westfalen keinen einzigen sozialdemokratischen Landespolitiker. Unter der einstigen Stammklientel, den Arbeitern, fällt das Bild aus SPD-Sicht noch düsterer aus: Nur fünf Prozent der Befragten konnten einen NRW-SPDler nennen. Damit schneidet der größte Landesverband sogar noch schlechter ab als die Diaspora-SPD in Bayern.

„Nicht bekannt zu sein ist das Schlimmste, was einem Politiker passieren kann“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner der taz. Das SPD-Mitglied stellt seiner Partei ein katastrophales Zeugnis aus: „Angesichts der Situation der SPD muss Jürgen Rüttgers als Ministerpräsident überhaupt nichts leisten“, sagte er.Als Grund für die schlechten Zahlen hat Güllner einen lang andauernden Erosionsprozess in den Städten ausgemacht. So habe die SPD die Kommunalpolitik zu lange vernachlässigt und versäumt, ihren Nachwuchs zu fördern. Das Führungsduo aus Parteichef Jochen Dieckmann und Fraktionschefin Hannelore Kraft macht er hingegen nicht für den geringen Bekanntheitsgrad verantwortlich: „Es ist egal, ob Frau Kraft im Landtag schriller oder weniger schrill auftritt. Die Probleme liegen tiefer.“

SPD-Generalsekretär Michael Groschek nannte die Umfrageergebnis „eine Herausforderung“. Die Partei dürfe jetzt keine „Kurzschlussreaktion“ zeigen und müsse den programmatischen und personellen Erneuerungsprozess „Zug um Zug“ weiterführen. Es sei verfrüht, sich eine Diskussion über die Spitzenkandidatur für die nächste Landtagswahl aufzwingen zu lassen, sagte er. KLAUS JANSEN