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Archiv-Artikel

Mehr Rüstungsforschung als angenommen

UMFRAGE An den niedersächsischenen Hochschulen gab es seit dem Jahr 2000 über 140 Forschungsprojekte für Militär und Rüstung. Solche Projekte sollen nun in einer Datenbank erfasst werden

Wissenschaftler in Niedersachsen sind möglicherweise deutlich häufiger in militärische Forschungsprojekte eingebunden als bislang bekannt. Laut einer Umfrage des Wissenschaftsministeriums gab es von 2000 bis 2013 an zehn Hochschulen und elf außeruniversitären Einrichtungen 148 entsprechende Forschungsprojekte.

Die Auftraggeber sind vielfältig, internationale Rüstungskonzerne gehören ebenso dazu wie die Bundeswehr oder das Bundesforschungs und das Verteidigungsministerium. Die Bandbreite der Forschung reicht von Untersuchungen zur Video-Überwachung an der Leibniz Universität Hannover über die Zersetzung von Chemiewaffen an der Uni Göttingen bis hin zur Arbeit mit Drohnen und Raketen für US-Auftraggeber an der TU Braunschweig.

Die Hochschulen erhielten dafür von ihren Auftraggebern rund 25,3 Millionen Euro Drittmittel. Allein vier Hochschulen erwähnten in ihrer freiwilligen und nicht überprüften Meldung, dass sie 40 weitere vertraulich zu behandelnde Projekte betreiben. Die Verweigerung von Details wurde damit begründet, dass die Interessen Dritter davon betroffen seien. Selbst die Hochschulen wüssten oft nicht, was an den einzelnen Abteilungen für Forschungsprojekte liefen, erläuterte die Ministerin.

Dies will Heinen-Kljajic nun ändern. Generell sollen im Land künftig alle Forschungsprojekte – militärische wie nichtmilitärische – zentral gesammelt werden. Die Erfassung sei wichtig, um ethische Debatten anzustoßen. Nicht jede militärische Forschung sei generell schlecht, sagte die Ministerin.

Nur mit mehr Transparenz könne es eine Debatte darüber geben, ob sich Hochschulen an der Kampfdrohnenerforschung beteiligen sollten, sagte Heinen-Kljajic. Bei ausländischen Auftraggebern sei ebenfalls Skepsis gestattet, da die Verwendung der Forschungsergebnisse nicht immer nachvollziehbar sei. „Diese Transparenz muss für alle Forschungsprojekte gelten, die ein Risikopotenzial haben. In einer Demokratie kann es nicht sein, dass öffentlich geförderte Hochschulen hinter verschlossenen Türen forschen.“ (dpa)