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Archiv-Artikel

Obi ködert Kunden mit Blauem Engel auf Streusalz

UMWELTSIEGEL Naturschützer werfen der Baumarktkette vor, Kunden in die Irre zu führen

„Obi setzt die Verbrauchertäuschung seit Jahren fort“

RUDOLF FENNER, ROBIN WOOD

BERLIN taz | Die Heimwerkerkette Obi soll in Filialen in ganz Deutschland Streusalz verkaufen, das fälschlicherweise das Umweltzeichen „Blauer Engel“ trägt. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood wirft dem Unternehmen deswegen Verbrauchertäuschung vor. Das Siegel wird grundsätzlich nur für salzfreies Streugut vergeben.

Bei dem Produkt handelt es sich um ein Streusalz der Firma Green Partners International. Diese hatte auf der Verpackung mit dem Blauen Engel formal für ein anderes Produkt des Unternehmens geworben, ein Kalksteingranulat, für das die Firma das Umweltsiegel nutzen darf. Allerdings konnte beim Betrachter leicht der Eindruck entstehen, das Salz selbst sei als umweltfreundlich ausgezeichnet werden. Nach den Richtlinien des Umweltzeichens ist der Abdruck auf dem Salz nicht erlaubt.

Der Geschäftsführer des Herstellers, Roland Gehrmann, sagte zu den Vorwürfen, das nun aufgetauchte Salz müsse „Altware“ sein. Die Verpackung werde bereits seit 2011 nicht mehr genutzt. Schon damals hatten die Naturschützer von Robin Wood den Aufdruck kritisiert. Die RAL, die Vergabestelle des Blauen Engels, hatte die Salzfirma aufgefordert, diesen einzustellen.

Von einem Täuschungsmanöver will Gehrmann nichts wissen. GPI habe mit dem Blauen Engel damals lediglich einen „Hinweis auf das ökologische Streugut“ der Firma geben wollen. „Das versteht aber keiner“, entgegnet Rudolf Fenner, Waldreferent bei Robin Wood. Der Kunde sehe zunächst nur den Blauen Engel und bringe das Siegel mit dem Streusalz in Verbindung, nicht aber mit dem Ökomittel.

Obi äußerte sich auch auf mehrfache Anfrage nicht zu den Vorwürfen. „Obi weiß Bescheid und setzt die Verbrauchertäuschung trotzdem seit Jahren fort“, kritisierte Fenner. Das werfe ein schlechtes Licht auf das Unternehmen.

Streusalze stehen wegen ihrer umweltschädigenden Eigenschaften in der Kritik. So leiden etwa viele Straßenbäume und Pflanzen unter dem Auftaumittel. Entlang deutscher Autobahnen ist der Boden bereits so salzhaltig, dass sich dort Küstenpflanzen ansiedeln. Das dänische Löffelkraut zum Beispiel, das eigentlich auf von Meerwasser umspülten Salzwiesen gedeiht, wächst laut dem kürzlich vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Netzwerk Phytodiversität Deutschland herausgegebenen „Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands“ nun auch entlang gestreuter Straßen. Das Küstenkraut stelle kein Problem für die heimischen Arten dar, sagt BfN-Sprecher Franz August Emde. Der Salzgehalt des Bodens verdränge jedoch viele andere Pflanzen. EVA OER