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Archiv-Artikel

Eine Plagiatorin für den Vatikan

Nun ist es amtlich. Annette Schavan soll die neue deutsche Botschafterin im Vatikan werden. Einen entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung bestätigte am Montag zuerst der Vorsitzende ihres CDU-Kreisverbandes Ulm. Schavan war es offenbar wichtig, zuerst einmal ihren Wahlkreis zu unterrichten. Für den Posten in Rom müsste sie ihr direkt gewonnenes Bundestagsmandat niederlegen.

Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte kurz darauf in Berlin, die 58-Jährige als Botschafterin in den Vatikan zu entsenden sei bei den Koalitionsverhandlungen vereinbart worden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes ergänzte, zunächst müsse das Kabinett zustimmen, dann auch der Bundespräsident und das Gastland. Doch das dürften Formalien sein.

Mit ihrem Wechsel nach Rom nimmt die Karriere der katholischen Theologin eine überraschende Wende. Vor einem Jahr musste sie als Bundesbildungsministerin zurücktreten, die Universität Düsseldorf hatte ihr den Doktortitel wegen „vorsätzlicher Täuschung“ entzogen. Schavan bestritt den Vorwurf vehement und bezeichnete das Vorgehen gegen sie als „Schaden für die Wissenschaft“. Eine Bildungsministerin, der ihr akademischer Titel entzogen wurde, war auch von der Bundeskanzlerin nicht länger zu halten. Da spielte es auch keine Rolle, wie engagiert sie ihr Amt versehen hatte. In ihre Zeit fallen Projekte wie die Exzellenzinitiative, der Hochschulpakt und der Pakt für Forschung und Innovation.

Die Kompetenz als Bildungsfachfrau hatte Annette Schavan sich in Baden-Württemberg erworben, wo sie von 1995 bis 2005 Ministerin für Kultus, Jugend und Sport war. Als 2004 CDU-Landeschef und Ministerpräsident Erwin Teufel seinen Rückzug ankündigte, meldete die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende ihren Anspruch auf beide Ämter an. Bei einer Befragung der baden-württembergischen CDU erreichte sie aber lediglich 39,4 Prozent der Stimmen. Sie zog ihre Kandidatur zurück und wechselte 2005 in Angela Merkels Kabinett.

Nun also Rom. „Ich öffne mich für eine neue Lebensphase“, hat Annette Schavan vor fünf Wochen gesagt. Was sie meinte, weiß man jetzt. ANJA MAIER