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Archiv-Artikel

„Wohnraum in Gefahr“

ANHÖRUNG Die Bezirksversammlung Nord sorgt sich um den Erhalt der dortigen Wohnstifte

Von MBW
Ulrike Sparr

■ 56, ist Grünen-Abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende in der Bezirksversammlung Nord. Sie leitet die Sitzung.

taz: Frau Sparr, warum sind Wohnstifte wichtig?

Ulrike Sparr: Die Wohnstiftungen stellen per Satzungsauftrag günstigen Wohnraum zur Verfügung – auch in als teuer angesehenen Stadtteilen wie Eppendorf oder Winterhude. Die Gebäude stammen oft aus dem späten 19. Jahrhundert und sind auch städtebaulich prägend. Die Stiftungen versuchen bis heute dem Satzungszweck gerecht zu werden und vermieten insbesondere an Einkommensschwache und Ältere.

Von wie vielen Wohnungen sprechen wir da?

Wir kennen keine exakten Zahlen, schätzungsweise sind es über 1.000 in Hamburg-Nord.

In der Einladung ist von dem Ziel die Rede, die Wohnstifte zu erhalten. Sind sie bedroht?

In inneren Stadtteilen besteht die Gefahr, dass die letzten günstigen Wohnungen verloren gehen, weil die Stiftungen sie nicht mehr finanzieren können: Letztes Jahr wurde bekannt, dass zwei Stiftungen ihre Gebäude in Hoheluft-Ost aufgeben wollen, wegen ihrer finanziellen Probleme und der Sanierungsbedürftigkeit. Wir wollen heute herausfinden, ob andere Wohnstifte auch Schwierigkeiten haben.

Woher kommen die Probleme?

Viele Vorstände arbeiten ehrenamtlich. Das setzt dem Handeln oft enge Grenzen und ist scheinbar in den letzten Jahren nicht immer gut gelaufen. Die Wohnstifte leben aus dem Ertrag von Stiftungsvermögen, einige haben aber bereits ihre finanzielle Substanz angreifen müssen.

Im Vorstand einer Eppendorfer Stiftung sitzt ein Vertreter der Immobilienbranche. Wie steht es da um Interessenkonflikte?

Man kann das auf zweierlei Weise sehen. Der Stiftungszweck bleibt bestehen und an den ist der Vorstand gebunden. Vielleicht ist es auch so, dass vorherige Vorstände den Markt aus dem Blick verloren haben. Da scheint es nicht völlig verkehrt, wenn sich jemand im Vorstand auskennt. Andererseits besteht die Möglichkeit von Interessenskonflikten, wenn jemand den Job macht, der an prominenter Stelle im Immobilienverband sitzt.

Was wollen die Grünen im Bezirk?

Ziel muss sein, die Stiftungen mit dem günstigen Wohnraum auch in den inneren Stadtteilen zu erhalten. Wir müssen ins Gespräch mit den Fachbehörden kommen. Wichtig ist auch, dass das Thema die Öffentlichkeit erreicht.  INTERVIEW: MBW

Anhörung mit Vertretern diverser Stiftungen, der Justiz- und der Stadtentwicklungsbehörde, des Mietervereins: 18 Uhr, Bezirksamt Nord, Robert-Koch-Straße 17