: Es ist nie zu spät
ÖDNIS In der Akademie der Künste diskutieren Nutzer und Nachbarn die Zukunft des Kulturforums
Dass viel geklagt werden würde, war klar. Schließlich ging es beim Podiumsgespräch am Montagabend in der Akademie der Künste (AdK) am Pariser Platz um die Zukunft des Kulturforums. Also um jenes Sammelsurium aus modernen Bauten hinter dem Potsdamer Platz, an dem schon einige Masterpläne scheiterten. „Das Kulturforum ist die Mutter aller Dauerbaustellen“, behauptete Wilfried Wang, stellvertretender Direktor der Sektion Baukunst. Nun allerdings wollte man ausloten, welche Nutzungen die Ödnis zwischen Staatsbibliothek, Philharmonie, Gemälde- und Kunstgewerbemuseum attraktiver machen könnten.
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wetterte, das Kulturforum sei ein Ort ohne Strahlkraft: „Man fragt sich, wo überhaupt der Eingang ist!“ Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen, betonte dagegen, das Kulturforum sei für ihn der Standort der Zukunft: Die Besucherzahlen seien prächtig. Jetzt gelte es nur noch, alle Brachen und die „Piazzetta“ zu bebauen, für mehr Geschlossenheit. Beim Wort Piazzetta zückten manche aus dem Publikum ratlos einen Flyer mit Luftaufnahme. Gemeint ist die als Skaterrampe beliebte Treppe vor dem Eingang des Museumsbaus. Ein großes Problem des Kulturforums sei, wie der Moderator bemerkte, dass jeder etwas anderes darunter verstünde. Nur den Bereich der Staatlichen Museen mit den Scharoun-Bauten und der Nationalgalerie? Oder auch den leeren Platz?
„Verlogene Offenheit“
Im Gespräch zeigte sich, dass das Unbehagen am Kulturforum doch vor allem ein städtebauliches ist. Bernd Lindemann, Direktor der Gemäldegalerie, fand die „verlogene Offenheit“ des Ensembles unerträglich, während sie für Christophe Knoch, Sprecher der Koalition Freie Szene, ein Schlüssel zur Zukunft ist: Statt Freiflächen zuzubauen, solle man temporäre Räume schaffen, in denen junge Künstler arbeiten und präsentieren können.
Stadtbaudirektorin Regula Lüscher, die als Gast im Publikum saß, machte ihrer Frustration Luft: Man könne ja über viel reden, am Ende entscheide das Geld. Und das könne nicht nur vom Land kommen. Auch die Nutzer müssten investieren. Und der Bund. Ob sich so je etwas ändern wird? Dem Moderator fiel am Ende nichts Aufmunternderes ein als der Verweis auf das nächste Gespräch zum Thema Kulturforum am 28. April – und der Satz: „Es ist nie zu spät!“
NINA APIN