das wichtigste : Die zweite Offensive
Mit Kommunikationstrainings will die israelische Regierung die internationale Kritik eloquent kontern
JERUSALEM afp/taz ■ Als Reaktion auf die zunehmende internationale Kritik an ihrer Libanon-Offensive hat die israelische Regierung eine PR-Kampagne gestartet, um ihren eigenen Standpunkt wieder stärker in die Öffentlichkeit zu rücken. Ministerpräsident Ehud Olmert habe am Sonntag seine Kabinettsmitglieder aufgefordert, sich mehr für Interviews mit den mehreren hundert Fernsehsendern aus aller Welt anzubieten, die derzeit im Land sind, berichteten Mitarbeiter. Um verbale Ausrutscher zu vermeiden, hätten alle Minister bereits ein Kommunikationstraining durchlaufen, um auch auf Englisch, Russisch oder Arabisch Rede und Antwort stehen zu können. Denn immerhin ist der Katarer Sender al-Dschasira das Medium, das bisher die meisten Israelis zum aktuellen Konflikt interviewt hat. Und da muss jedes Wort sitzen, weil Millionen Menschen in der arabischen Welt zuschauen, heißt es bei Ha’aretz. Der Regierungschef habe zudem seinen Stellvertreter Schimon Peres um eine Europa-Tour gebeten, um vor Ort „den israelischen Standpunkt und die Ziele des Landes“ vertreten zu können, hieß es in Jerusalem. Der 82-jährige Friedensnobelpreisträger sei bis jetzt schon in 15 verschiedenen Fernsehsendern zu sehen gewesen, sagte sein Berater, Joram Dori. So war Peres auch am Sonntag in der ARD-Diskussionsrunde von „Sabine Christiansen“ zugeschaltet.
Angesichts der bröckelnden Zustimmung im eigenen Land rückt die israelische Regierung mittlerweile auch von ihrem Maximalziel der Vernichtung der Hisbollah-Miliz ab. „Für uns ist aktuell das oberste Ziel, die Hisbollah von einem Stopp ihrer Angriffe zu überzeugen und von der Freilassung der beiden entführten Soldaten“, sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Außenministeriums. CA