HAMBURGER SZENE VON DEBORAH LÖFFLER : Alle gegen einen
Die U-Bahn hält, Menschen strömen herein, setzen sich oder bleiben stehen, tauchen ein in ihre kleine Welt.
Einer nach dem anderen schreckt auf, schaut sich um. Es riecht nach Rauch, wie früher in den Bahnhofshallen. Da, der Bösewicht ist entlarvt. Ein Mann hat sich eine Zigarette angesteckt.
Sein Gesicht ist rot und aufgequollen. Auf dem Oberarm eine Tätowierung. Er trägt eine Weste über einem T-Shirt, dazu gestreifte Shorts. Eigentlich viel zu kalt, morgens hat es wie aus Eimern geregnet.
Seine Beine sind geschwollen, wohl die Folgen seines Alkohol-Konsums. Er legt seine Kippe auf den Boden, macht sie aber nicht aus. Er braucht freie Hände, um seine Flasche zu öffnen. Sternburg Export, ein halber Liter.
Die Leute um ihn herum beschweren sich, der Schaffner kommt und verwarnt ihn. „Ich hab Termine, ich muss aufs Amt!“, ruft der Mann, gegen sich eine Wand aus Menschen. Er hat oben drei Zahnlücken.
Der Zug fährt wieder an. Eine Frau steht auf, geht zu ihm. Sie rüttelt an seiner Schulter. „Raus, nun steig endlich aus.“ Andere helfen ihr, zerren den Mann auf die Beine, schieben ihn beim nächsten Halt aus der Bahn.
Er schwankt, fällt fast vornüber, fängt sich dann aber. Er packt sein Bier fester und steigt eine Tür weiter wieder ein. Am Hautbahnhof warten zwei Polizisten auf ihn.