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Archiv-Artikel

MARCUS BENSMANN ZUM DROHENDEN STAATSZERFALL IN ZENTRALASIEN Anarchie in Kirgisien

Erst am Donnerstag führte der Kirgise Urmat Bariktabasow seine aufgeputschten Anhänger gegen Bischkek. Der Staatsmacht gelang es nur mit Mühe, ihren Einmarsch in die Hauptstadt zu stoppen. Auch der Bürgermeister von Osch macht, was er will. Jeden Monat sorgt in Kirgisien ein neuer Unruhestifter für Furore.

In dieser Atmosphäre der Anarchie werden viele Bürger zum Opfer der Gewalt. Plünderungen und die planmäßige Zerstörung der usbekischen Wohnviertel im Süden Kirgisiens bleiben straflos. Der kirgisische Staat hat nicht die Macht, die Schuldigen festzusetzen. Zwei gewaltsame Umstürze, 2005 und im April 2010, und ethnische Spannungen haben das zentralasiatische Land unregierbar gemacht. Die Staatsmacht hat die Kontrolle verloren, ambitionierte Politiker und Drogenbosse greifen, wann immer es ihnen passt, mit Hilfe ihrer jeweiligen Gefolgschaft nach der Macht. Oder, wie Maxim Bakijew, der Sohn des gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew, sagte: In Kirgisien brauche es für eine Staatskrise nur ein paar Hundert „bezahlte Bastarde“. Kirgisien droht damit, zu einer Art Somalia in Zentralasien zu werden

Befeuert wird die Anarchie durch die lukrative Opiumroute, die aus Afghanistan genau durch den Süden des Landes führt. Hinzu kommt ein brandgefährlicher nationalistischer Diskurs. Kirgisien kann sich nicht aus eigner Kraft aus diesem Sumpf ziehen. Deshalb muss sich die UNO einschalten und der kirgisischen Regierung zur Seite stehen. Eine gemeinsame Lösung im UN-Sicherheitsrat ist möglich. Denn weder Russland, China noch der Nato, der das Land als Stützpunkt im Afghanistankrieg dient, kann die Lage in Kirgisien gefallen. Deshalb sollten sie jetzt ihre geopolitischen Rivalitäten beiseite schieben und gemeinsam dafür sorgen, dass Kirgisien nicht untergeht.

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