: Block Party am Millerntor
Eigenwillige Mischung aus Comedy, Konzertfilm und Dokumentation: Das Freilichtkino im Millerntorstadion zeigt am Freitagabend die viel gelobte HipHop-Konzert-Doku „Dave Chappelle‘s Block Party“
Schon der kleine David Chappelle war fasziniert von Stand-Up-Comedy. Inspiriert von seinen Idolen Robert Diaz und Ill Syl wurde er bereits im Alter von 14 Jahren von der Bühne des berühmten Apollo Theaters im New Yorker Stadtteil Harlem gebuht. Er nahm es als Ansporn. Jahre später auf der Duke Ellington School of the Arts lief es denn auch schon besser und er bekam seinen Abschluss in Literatur und Theaterkünsten.
1992 tauchte Chappelle schließlich das erste Mal auf den Fernsehbildschirmen auf – mit einem kurzen Auftritt in der Sendung „Def Comedy Jam“. Erste Versuche als Schauspieler folgten in Mel Brooks „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“. Dazu gesellten sich immer wieder kleinere Fernsehauftritte und Stand-Up-Shows. Nach sechs Jahren auf der Leinwand wurde er dann mit dem Film „Half Baked“ über Nacht zum Kultstar. Immer häufiger erschien er im Fernsehen. Zum Superstar fehlte nur noch ein kleiner Schritt.
2003 bekam Chappelle seine eigene Fernsehshow auf dem Sender „Comedy Central“. „Chappelle‘s Show“, die sich vor allem auf rassistische Stereotype und Verunglimpfungen stürzte und ungewohnt pointierte politische Kommentare abgab, wurde schnell populär – am Ende der zweiten Staffel war die Show die zweitbeliebteste Sendung des Comedy-Kanals nach „South Park“, das DVD-Set der ersten Staffel wurde so oft verkauft wie keine andere TV-Show. Der Mutterkonzern des Senders, Viacom, bot dem Comedian schließlich einen Vertrag über 55 Millionen US-Dollar für die nächsten zwei Jahre „Chappelle‘s Show“.
Ganz sicher ein guter Grund, deftig zu feiern – mit „Dave Chappelle‘s Block Party“. Am 18. September 2004 war es so weit. In der Nachbarschaft von Bedford-Stuyvesant im New Yorker Stadtteil Brooklyn stürmten die wichtigsten VertreterInnen politischen und reflektierten HipHops und Neo-Souls die Bühne. Kayne West konnte gewonnen werden und die „Fugees“ fanden sich extra für eine Reunion zusammen. Dazu liefern illustre Gäste wie Mos Def, Talib Kweli, Common, Cody Chesnut, „Dead Prez“ und „The Roots“, Erykah Badu und Jill Scott hinreißende Duette, Improvisationen und kollektives Reimen. Material genug für einen abendfüllenden Film.
Der vor allem durch seine Videoclips für Björk, „The White Stripes“ oder die „Chemical Brothers“ bekannte Oscar-Gewinner Michel Gondry und die Kamerafrau Ellen Kuras haben aus Konzerten, Chappelles Witzen, Interviews und den Hippies aus der Nachbarschaft eine kurzweilige Doku mit viel Musik gezaubert. Das Freilichtkino am Millerntor zeigt den Film nun eine Woche bevor er in die Kinos kommt – und bietet bestimmt den besten Raum, um die Block Party gebührend zu feiern.
Sechs Monate nach dem Ereignis hat Chappelle das Angebot von Viacom übrigens abgelehnt.
ROBERT MATTHIES