Die Kino-Schule

THESENFILME Das Netzwerk Attac und das Kommunalkino Bremen zeigen in der Filmreihe „Globale 2014“ zehn globalisierungskritische Dokumentationen

„Das ist ein Thesenfilm!“, war lange ein vernichtendes Urteil, doch das hat sich seit dem Erfolg von Michael Moore geändert. Inzwischen hat sich ein Subgenre von Filmen entwickelt, in denen parteilich über gesellschaftliche Missstände berichtet wird. Zehn davon werden bis in den April hinein in der Filmreihe „Global 2014“ im Bremer Kino City 46 gezeigt.

Verantwortlich für das Programm ist neben dem Kommunalkino das Netzwerk Attac. Die Schwerpunkte sollen Finanzmärkte, alternatives Wirtschaften, Umwelt und Nahrungsmittel sein – es handelt sich also um einen thematischen Rundumschlag.

Wenn das Kino ein politischer Schulungsort wird, ist das Geld in der Kinokasse nicht mehr so wichtig, und so ist der Eintritt bei einigen Filmen der Reihe frei. Diese werden dann in einem Seminarraum gezeigt, der sich im City 46 befindet und zur so genannten „Kino-Schule“ gehört. Projiziert wird in diesem Seminarraum in Heimkino-Qualität, denn es geht dabei um die Inhalte und nicht um die Form.

Die Reihe beginnt am Donnerstagabend mit der deutschen Dokumentation „Staatsgeheimnis Bankenrettung“ von Harald Schumann. Ein besserer Auftakt wäre der sowohl stilistisch wie auch inhaltlich viel bedeutendere „Master of the Universe“ von Marc Bauder gewesen, aber entweder er passte Attac politisch nicht ins Konzept oder sie haben ihn nicht für die Reihe bekommen, weil er erst vor einigen Wochen in die Kinos kam.

Dies war bei „Chasing Ice“ von Jeff Orlowski kein Hinderungsgrund. In ihm wird die Arbeit des Fotografen James Balog gezeigt, der sich auf Bilder von Eis spezialisiert hat und in Zeitraffer-Sequenzen zeigt, wie Gletscher in nur wenigen Monaten abgeschmolzen sein können. Am 20. Februar wird der Arktisforscher Klaus Grosfeld etwas zu dem Film sagen. Danach wird er noch viermal im City 46 gezeigt.

Wie ein Gegenentwurf zu dem aktuellen Piratenfilm „Captain Philipps“ mit Tom Hanks als Kapitän wirkt der Film „Der Kapitän und sein Pirat“ von Andy Wolff. Ein polnischer Kapitän und ein Führer somalischer Piraten sprechen darin vor der Kamera über ihre Erfahrungen während des Angriffs auf den Frachter „Hansa Stavanger“ im Jahr 2009. Der Film läuft fünfmal in der letzten Februarwoche. Andere Filme haben so vielsagende Titel wie „Gekaufte Wahrheit“ (über zwei Kritiker der Gentechnik, deren Karrieren ruiniert wurden), „Water Makes Money“ (über die Kommerzialisierung von kommunalen Wasserwerken) und „Die Schlacht um den Teller“ (über Fettleibigkeit und Hunger).  HIP

„Globale 2014“: bis 3. April, City 46, Bremen