piwik no script img

Archiv-Artikel

Lebenserfahrung trifft Technik-Knowhow

AUSTAUSCH Zwischen Jugendhäusern und Pflegeheimen: Mit „Spaziergängen der Generationen“ wollen soziale Initiativen in Bremen das Gespräch zwischen unterschiedlichen Altersgruppen voranbringen

„Wir machen uns gemeinsam auf den Weg – mit Rollatoren genauso wie mit Kinderwagen und Skateboards“

INITIATORIN ELSBETH RÜTTEN

Mit „Spaziergängen der Generationen“ wollen soziale Initiativen in Bremen das Gespräch zwischen unterschiedlichen Altersgruppen voranbringen. Auf jeweils etwa einstündigen Touren besuchen Ältere und Jüngere in vielen Stadtteilen gemeinsam Einrichtungen wie Jugendhäuser und Pflegeheime, sagte Initiatorin Elsbeth Rütten.

Die Aktion läuft ab April und endet am 1. Oktober, dem Internationalen Tag der älteren Generation. Dann soll es einen Spaziergang rund um den Marktplatz als Höhepunkt der diesjährigen Kampagne geben. Die Aktion solle Vorurteilen begegnen, hieß es. Ältere halten den Betrieb an der Supermarktkasse auf, leben in der Vergangenheit und sprechen eine antiquierte Sprache, Jüngere räumen ihren Sitzplatz in der Straßenbahn nicht für Ältere, sind sich selbst der Nächste und stören mit lauter Musik die Umgebung: Es sind Vorurteile wie diese, denen Rütten als Gründerin des Bremer Vereins „Ambulante Versorgungsbrücken“ begegnen will. „Wir wollen verschiedene Generationen in Alltagssituationen ins Gespräch bringen“, sagte die 65-Jährige.

Kooperationspartner ist der Verein „Aktive Menschen Bremen“, der in der Hansestadt 14 Begegnungsstätten für Ältere unterhält. Die Spaziergänge seien durchaus symbolisch zu verstehen, betonte Rütten. „Wir machen uns gemeinsam auf den Weg – mit Rollatoren genauso wie mit Kinderwagen und Skateboards.“ Die Route verbinde Orte, die für unterschiedliche Generationen wichtig seien. Am Ende sei das Ziel, mehr voneinander zu wissen.

Hubert Resch (73) von den „Aktiven Menschen“ ergänzte, im Dialog könnten die Generationen voneinander lernen und müssten sich nicht übereinander ärgern. „Die Älteren haben Lebenserfahrung, die Jüngeren wissen, wie man mit Handy und Laptop umgeht.“

„Mehr Gefühl füreinander kriegen, aus der Isolation ausbrechen“, so bringt es Elsbeth Rütten auf den Punkt. Darum geht es auch beim „Wohlfühltelefon“, das Rütten vor gut zwei Jahren initiiert hat und das mittlerweile bundesweit Beachtung findet. Ausgebildete Ehrenamtliche setzen sich zu vorher abgesprochenen Zeiten ans Telefon und sprechen mit Leuten, die einen Anruf bestellt haben. „Es ersetzt das Gespräch am Gartenzaun und schafft eine Verbindung nach draußen“, sagte Rütten.  (epd)