: Die kleine Wortkunde
„Verräter“, „Terroristenhelfer“ – Glenn Greenwald hat sich schon einiges anhören müssen. Nun soll der Journalist, der viele Informationen über die NSA in seinen Artikeln öffentlich gemacht hat, auch noch ein „DIEB“ sein. So sagt es US-Republikaner Mike Rogers, denn schließlich nehme Greenwald Geld dafür, dass er die Geheiminformationen veröffentliche – gemeint sind die Zeitungshonorare des freien Journalisten.
„Dieb“ geht auf das althochdeutsche „thiob“ aus dem 9. Jahrhundert zurück, Vorformen sind das mittelhochdeutsche „diep“ oder „diup“. Mögliche Wurzeln sind das gotische „žiubjo“ (heimlich) oder das indogermanische „teup“ (sich niederkauern, ducken). Rogers’ Beschuldigung ist mehrfach absurd, denn der Vorwurf des Datendiebstahls trifft zuerst die NSA. Zweitens sind Journalistenhonorare kein Diebstahl, drittens müsste Rogers eher Edward Snowden als Dieb bezeichnen, was dieser viertens aber nicht ist, denn der Ex-NSA-Mitarbeiter hat die Daten nicht entwendet, sondern kopiert. Und fünftens ist ein Dieb jemand, der sich etwas widerrechtlich aneignet; jemand, der es verkauft, ist ein Hehler. Rogers’ Wortwahl zeigt, wie verzweifelt manche in der US-Politik sind – wenn man schon nicht Snowden anklagen kann, dann wenigstens seine Verbündeten.
Diebe gehen in die Defensive, sie ducken sich – Greenwald hat dies nicht getan. ERIK WENK