Hass, Hass, Hass

TAIBA-MOSCHEE Von Mohammed Atta bis Abu Askar: Wie eine Moschee am Hamburger Hauptbahnhof zur Anlaufstelle der Dschihadisten wurde

BERLIN taz | Zwei unscheinbare Orte in Hamburg haben es nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zu weltweiter Bekanntheit gebracht. Das ist zum einen eine Baracke an der TU in Harburg, wo sich die „Hamburger Zelle“ um Mohammed Atta zu einer „Islam AG“ traf. Und das ist die Moschee am Steindamm 103 im Stadtteil St. Georg, deren Eingang neben einem Fitnessstudio liegt. Hier lauschten Atta und seine Mitverschwörer Ziad Jarrah und Marwan al-Shehhi einem radikalen Salafistenprediger: Mohammed al-Fasasi.

Der Marokkaner legte in seinen Predigten um das Jahr 2000 das ideologische Fundament der späteren Todespiloten. Fasasi rief dazu auf, „die Herrschaft der Ungläubigen zu beseitigen, ihre Kinder zu töten, ihre Frauen zu erbeuten und ihre Häuser zu zerstören“. Es sei „hart für die Ungläubigen, dass unsere Religion uns befiehlt, ihnen die Hälse durchzuschneiden“. Botschaften, die bei Atta fruchteten. Er wurde später Anführer des Kommandos, das das Flugzeug in den Nordturm des World Trade Center lenkte. Fasasis Hasspredigten wurden vor vier Jahren von Romuald Karmakar übersetzt und als „Hamburger Lektionen“ verfilmt. In Sakko und Hemd liest der Schauspieler Manfred Zapatka Antworten vor, die Fasasi in der Al-Quds-Moschee auf Fragen der im Gebetsraum Versammelten gegeben hat. In seinem Minimalismus ist der Film bis heute eindrucksvoll.

Fasasi wurde 2003 in Marokko als geistiger Anstifter der Selbstmordattentate von Casablanca zu 30 Jahren Haft verurteilt. Doch im vergangenen Jahr gab es eine erstaunliche Entwicklung. Aus dem Gefängnis heraus schwor Fasasi in einem offenen Brief dem Terror ab. Er lobte die Religionsfreiheit in Deutschland und sagte: „Die Stärke des Arguments liegt nicht in der Gewehrkugel, der Gewalt oder den Sprengstoffgürteln.“ Die Sicherheitsbehörden halten das Schreiben für authentisch.

Die Al-Quds-Moschee hieß da schon Taiba-Moschee. Doch mit der im Jahr 2008 erfolgten Namensänderung ging offenbar keine Distanzierung vom Extremismus einher. Anfang des Jahres 2009 machten sich elf Islamisten aus dem Umfeld der Moschee in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet auf. Zwei Russlanddeutsche unter ihnen wurden von den Behörden wieder nach Deutschland zurückgeschickt und sollen zuletzt wieder am Steindamm gebetet haben. Andere tauchten später in Terrorvideos auf. So posierte Shahab D. alias „Abu Askar“ in einem Video der Islamischen Bewegung Usbekistan mit der Kalaschnikow auf dem Knie und einem mächtigen Schwert in der Hand. WOLF SCHMIDT