Das Weh auf dem Trikot

SV WIESENHOF Bremens Fußballclub lässt sich trotz mäßigen sportlichen Ertrags und ungeachtet des Sommerskandals sowie der Fan-Proteste weiter von umstrittenem Hühnerfleischkonzern sponsorn

Sportverein Werder Bremen bleibt bis 2016 Botschafter der Massentierhaltung. Eine entsprechende Sponsoring-Vereinbarung bestätigten am Freitag der Geflügelkonzern PHW und der abstiegsbedrohte Fußballbundesligist. Das in dessen Stadion-Hymne besungene „W auf dem Trikot“ ist seit August 2012 auch das „W“ von Wiesenhof, der Hauptmarke des größten deutschen Geflügelzucht- und verarbeitungskonzerns PHW AG.

Und das steht, Kritikern zufolge, exemplarisch für das Weh reifebeschleunigter Broiler-Hybride. Als im August erneut tierquälerische Bedingungen bei Wiesenhof-Vertragsmästern publik geworden waren, hatte Bremens Sportdirektor Thomas Eichin das als „nicht schön“ bezeichnet. Doch das war’s auch schon an Kritik, wie die Vertragsverlängerung zeigt, die von Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry und Wiesenhof-Vorstand Peter Wesjohann verkündet wurde: Pro Saison soll PHW 5,7 Millionen Euro für die Beflockung der Trikots zahlen, wird geraunt. Es gebe ja auch „große Parallelen“ zwischen den Partnern, so Wesjohann.

Wirklich hat Werder seither Federn gelassen, oft wurden die Fußballer regelrecht tranchiert – zumal bei Spitzenteams wie dem FC Augsburg. Nach einer eher enttäuschenden Spielzeit, deren Höhepunkte der Abschied von Sportdirektor Klaus Allofs und von Trainerlegende Thomas Schaaf waren, erreichte man 2013 den 14. Rang. Aktuell spielt man, angeleitet von Eichin und dem glücklosen Coach Robin Dutt, gegen den Abstieg, die Spieler werden auswärts wegen des Sponsors gern als Hühnerbrüste geschmäht.

Die Vertragsverlängerung sei „enttäuschend, aber erwartbar“, sagte der Grünen-Abgeordnete Jan Saffe, der im Sommer 2012 zur Demo gegen die Vereinbarung aufgerufen hatte. Das werde er diesmal nicht tun: „Aktiv werde ich als Patriot erst, wenn Werder droht, in Wiesenhof-Trikots vom Rathaus-Balkon zu winken.“ Der Platz ist allerdings für Meister oder den Pokalsieger reserviert. Die rot-grüne Koalition versuche dagegen, artgerechte Tierhaltung als Kriterium in der öffentlichen Beschaffung zu etablieren.  BENNO SCHIRRMEISTER